FEM UP YOUR INSTA – (m)ein Empfehlungsschreiben
Die sozialen Medien bringen eine neue Generation feministischer Künstlerinnen* hervor.
Sie sitzen mit ihren Selfie-Sticks in ihren pinken Mädchen*zimmern, liegen mit ihren Freundinnen* verträumt in Smartphones guckend auf ihren Betten und zeigen Haare an Beinen, in Achselhöhlen und im Intimbereich. Dunkles Haar, das sich aus dem pinken Höschen unschuldig und provokant zugleich hervorkräuselt. In der Dusche sitzen sie auf dem Boden, filmen, wie das Wasser auf ihren Körper herabprasselt und schauen dabei immerzu in die Kamera, die immer nur kurz davor ist, ein bissen „zu viel“ von ihren Körpern zu zeigen.
DON’T TELL ME WHERE TO SHAVE
Dick und dünn, unrasiert, ungeschminkt, masturbierend, schlafend, küssend, nasebohrend, singend, geschminkt, weinend, nackt, lachend, grantig, gelangweilt, und blutend stellen sie sich da. Machen Fotos aus den „unattraktivsten“ und „unvorteilhaftesten“ Winkeln.
Es geht darum tabuisierte Themen sichtbar zu machen und realistisch und ehrlich darzustellen. Dass Frauen* einmal im Monat bluten ist kein Geheimnis. Wie so etwas genau ausschaut, welche Hygieneartikel es gibt und mit welchen Schmerzen eins zu kämpfen hat, scheint aber immer noch ein Geheimnis zu sein. Dass Frauen* Haare an Beinen, in Achselhöhlen und im Intimbereich wachsen ist auch kein Geheimnis. Trotzdem werden unrasierte Beine als ekelhaft, und ungezupfte Augenbrauen als hässlich bezeichnet.
Gegen genau diese Tabuisierung und Unsichtbarmachung kämpft die neue Welle von Social-Media Feministinnen* an. Vollgeblutete Bettlaken und unrasierte Achseln mit frechen und provokanten Outfits untermalt, sollen die ungeschminkte Wahrheit zeigen.
Und darüber hinaus Frauen* und Mädchen* empowern und motivieren. Ihnen eine Alternative zu den Standard Beauty-Normen geben und Haut, und Haare, Blut und Schweiß ungeniert darstellen.
YOU GO GURL!
Petra F. Collins fotografiert, provoziert und kuratiert . Ihr Instagram Account wurde gelöscht, weil sie ein Foto von sich in Bikini-Höschen postete. Das klingt erst einmal nicht anstößig. Als unanständig empfanden einige Nutzer_innen die Haare, die sie sich einfach nicht wegrasierte hatte.
twitter.com/petracollins
Viele andere Frauen* auf Instagram und anderen Social-Media Kanälen haben am eigenen Leib erfahren, dass nicht glatt rasierte Frauen*körper offenbar Widerstand provozieren, der haufenweise in Kommentaren wie „disgusting“ oder „horrible“ geäußert wird . Bei herabwürdigenden Kommentaren belassen es die erschütterten Instagram-Nutzer_innen meist nicht, sie melden die Fotos. Denn anders ist nicht zu erklären, dass reihenweise Bilder zensiert werden, die gegen die so genannten Community Guidelines des amerikanischen Unternehmens verstoßen.
Wenn die stereotype Girly-Girl-Attitüde dazu führt, dass Haare an Frauen*körpern bald genauso alltäglich sind wie der Bart im Gesicht des Filterkaffee trinkenden Hipster, dann sollte diese Welle noch ein wenig mehr überschwappen.