Niemals vergeben. Niemals vergessen.
1 Nacht - 200 Synagogen - 7.000 Geschäfte - 20.000 Menschen
Vor 87 Jahren wurden in der Nacht von 9. auf 10. November unzählige jüdische Synagogen, Häuser und Geschäfte verwüstet oder verbrannt. Die Sturmabteilung (SA) und die Schutzstaffel (SS), sowie auch weitere AnhängerInnen des NS-Regimes töteten alleine in dieser Nacht über 90 Menschen und zerstörten mehr als 7000 Geschäfte. Bis heute gilt das sogenannte Novemberpogrom als eine der schlimmsten öffentlich verrichteten Überfälle auf eine Religionsgemeinschaft.
Zur Geschichte
Nur wenige Tage vor dem Pogrom tötete ein jüdischer Mann* einen Angehörigen* der deutschen Botschaft in Paris, weil er* auf die Abschiebung der tausenden polnischen Jüdinnen* und Juden* aufmerksam machen wollte. Dieses Attentat wurde von der nationalsozialistischen Regierung als Vorwand genommen, um einen „spontanen Sühneakt“ im Namen des deutschen Volkes durchzuführen. Hinter den Kulissen wurden aber alle Aktionen von der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) organisiert und angeordnet. In dieser Nacht setzte das deutsche NS-Regime fast 200 Synagogen in Brand, nahm über 20.000 Jüdinnen* und Juden* fest und zerstörte tausende jüdische Geschäfte und Haushalte. Direkt nach dem Pogrom begann die Hitler-Regierung mit der „Arisierung“, welche die durch Nazis erzwungene Enteignung jüdischer Geschäfte und deren Grundbesitz meint. Der Nationalsozialismus „rechtfertigte“ unter dem Namen „Reichskristallnacht“ den Beginn einer systematischen Hetze gegen jüdische Einwohner_innen.
Intersektionalität
Besonders Frauen* mussten unter den schrecklichen Bedingungen des nationalsozialistischen Regimes leiden, weil sie aufgrund mehrerer Faktoren nicht im gesellschaftlichen Leben mitbestimmen durften. Der Begriff Intersektionalität beschreibt die Verschränkung verschiedener Diskriminierungen und beschäftigt sich vor allem mit Mehrfachdiskriminierungen. Genau diese Mehrfachdiskriminierung erlebten jüdische Frauen*, besonders zur Zeit des Nationalsozialismus. Da sie ohnehin schon aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert und nicht als gleichwertiger Teil der Gesellschaft wahrgenommen wurden, wurden diese Frauen* zusätzlich noch aufgrund ihrer Religion diskriminiert. Um gegen diese Situation anzukämpfen, wurde 1904 der „Jüdische Frauenbund“ mit dem Ziel der „Stärkung des jüdischen Gemeinschaftsbewusstseins“ gegründet. Dieser Bund hatte die Aufgabe, die Mitwirkung der Frauen* in der jüdischen Gesellschaft zu stärken und ihnen auch einen Raum zu geben, in dem sie sich als jüdische Frauen* wohlfühlen konnten.
Antisemitismus im Nationalsozialismus
Anfang des 20. Jahrhunderts verstärkte sich das Vorkommen von Antisemitismus in Europa immer weiter und mit Beginn des Nationalsozialismus wurden Juden_Jüdinnen zu den perfekten Schuldigen, weil sie für das Elend der Zwischenkriegszeit verantwortlich gemacht wurden. Mit der Machtübernahme Hitlers wurde Antisemitismus zur Leitlinie der Regierung, deren feindliche Haltung 1933 noch deutlicher zur Geltung kam. Am 1. April 1933 gab Hitler den Aufruf zum Boykott, der den Ausschluss vom Einkauf in jüdischen Geschäften forderte. In weiterer Folge wurden unzählige Geschäfte und Häuser geplündert oder zerstört und körperliche Übergriffe auf Juden_Jüdinnen nahmen immer mehr zu.
Kein Vergeben, kein Vergessen
Die Novemberpogrome waren der Beginn der größten systematischen Verfolgung von Juden_Jüdinnen. Aus diesem und vielen weiteren Gründen sollten die Taten des NS-Regimes im Geschichteunterricht genau untersucht und hinterfragt werden, um junge Menschen unter anderem für das Thema Rassismus zu sensibilisieren. Schule bietet unserer Gesellschaft die Möglichkeit, sich intensiv mit vergangenen Ereignissen zu beschäftigen und daraus zu lernen. Niemals dürfen diese Geschehnisse vergessen, verharmlost oder totgeschwiegen werden!