Ein_e Lehrer_in steht hinter dem Lehrtisch, lehrt in monotoner Stimme und ohne Gestikulation den vorgegebenen Stoff. A,b und an kommt die Tafel oder der Beamer zum Einsatz. Anschließend werden prüfende Fragen gestellt. Die Schüler_innenschaft versucht hingegen bloß einen bleibenden positiven Eindruck zu hinterlassen, obwohl der Gedankenstrom schon längst in eine andere Richtung fließt. Das ist Frontalunterricht in gravierendster Form.
Möglicherweise ist das eine überspitzt dargestellte Form des Unterrichts und nicht die Regel. Jedoch ist eins klar: Allein schon eine Diskussion über diese veralteten Unterrichtsmethoden hat im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr.
„Lernen“ leitet sich von dem gotischen Wort „lais“ (ich habe nachgespürt, ich weiß) und indogermanischen Wort „lis“ (gehen) ab. Die Bedeutung dieser Wörter ist Hinweis darauf, dass Lernen ein langer Prozess ist und es wichtig ist auf verschiedene Arten Erfahrungen zu sammeln. Durch Lernen wird individuelles Denken aufgebaut, verknüpft und modifiziert. Es bedeutet aktives Wahrnehmen, Erfahren, Handeln und Kommunizieren. Kontraproduktive Lehrmethoden sind daher abzulegen und das Schulsystem muss mehr auf Interessen der Schüler_innen eingehen.
Dieser Meinung widersprechen leider viele und behaupten, es passe doch alles. Das Recht der Schüler_innen auf Mitbestimmung und einem Demokratiebewusstsein wird gern vergessen. Verständlich ist, dass sich der Lehrplan an gewisse Normen halten muss, um alle auf die bevorstehende zentral ausgeführte Reifeprüfung vorzubereiten. Inakzeptabel ist aber, dass dadurch die Individualität der Lehrenden und Lernenden im Unterricht massiv gefährdet wird.
Um diese Einschränkung auszugleichen und einzelne Interessen zu fördern, sollten sich Klasse und spezifische Lehrperson in jedem möglichen Fach zusammensetzen und über bevorzugte Themen sprechen. Diese sollten bestmöglich in den Lehrplan ergänzt werden. Besprochen werden kann auch die Unterrichtsgestaltung. Ob vorgegebene Themen in Blockeinheiten bearbeitet werden, Freiarbeitsgruppen oder individueller Ausarbeitung, ist allein die Entscheidung der Schüler_innen. Es bietet sich auch die Möglichkeit individuelle Projekte auszuarbeiten, die auf Wunsch der Schüler_innen entstehen, um so eine Selbstentfaltung zu ermöglichen.
Der Idealfall wäre, könnten sich Schüler_innen im 12. (13.) Schuljahr ihren Unterricht nach Belieben gestalten. Es gibt zwar Pflichtfächer, aber eine größere Auswahl an Wahlfächer, damit der_die Schüler_in seinen_ihren Interessen im letzten Schuljahr optimal nachgehen kann.
Es jammern doch ohnehin immer alle, dass sie nach der Reifeprüfung nicht wissen wohin, oder? Das wäre doch eine Option.
Diese Forderungen stellen wahrscheinlich das gesamte System Schule auf den Kopf. Eine gute Stundeneinteilung, Fleiß und Flexibilität liefern aber die Basis aller positiven Umbrüche!
„In der Methode ruht die Stärke der Schule“
Adolph Diesterweg (1790 – 1866), deutscher Schulreformer
Suzan Schwarzmayr
Seit Jahren wird darüber geredet. Schülerinnen* und Schüler* sollen mehr Mitbestimmung über den Lehrplan bekommen. Doch eigentlich ist das gar nicht mal eine so gute Idee, wie viele denken. Den Lehrplan erstellen können nur Personen, die wissen, welche Themengebiete in einem Schuljahr durchgemacht werden müssen. Dies ist bei Schüler_innen nicht der Fall. Vor allem bei der derzeitigen Zentralmatura ist es wichtig, die auf dem schon vorhandenen Lehrplan stehenden Themengebiete zu behandeln. Ich selbst, als Schülerin, weiß genau welche Themen sich die Schüler_innen im Falle von Mitbestimmung aussuchen würden, und zwar die leichtesten, die sich am schnellsten behandeln lassen. Denn da liegt auch ein weiteres Problem. Schüler_innen können nicht wissen und einschätzen, wie lange ein Themengebiet behandelt werden muss. Eine Lehrperson, die seit Jahren denselben Gegenstand unterrichtet, hat viel mehr Ahnung und kann alles besser koordinieren. Außerdem gefällt allen Menschen etwas anderes. Was die einen als einfach empfinden, empfinden die anderen als schwer und was die einen als etwas, das Spaß macht, sehen, finden andere wiederrum total langweilig. Es besteht also immer die Gefahr, dass sich die Schüler_innen einer Klasse nicht einig werden, welche Themengebiete im Jahr durchgenommen werden sollen. Ein Teil der Schüler_innen wird daher immer unzufrieden sein. Dann stehen wir genau wieder dort, wo wir am Anfang standen, bevor die Schüler_innen mitbestimmen durften. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns alle noch einmal fragen sollten, wie notwendig es wirklich ist, Personen am Lehrplan mitbestimmen zu lassen, die sich gar nicht mit dem Stoff auskennen, der durchgebracht werden soll, und wie sinnvoll es ist, sich den Stress zu machen, wenn am Ende sowieso nicht immer alle zufrieden sein können. Ich sage Nein zu Mitbestimmung am Lehrplan, weil es nichts bringt und bis jetzt doch auch alles recht gut funktioniert hat.
Anonym