Jugend ohne Meinung?
Demokratie ist mehr als wählen gehen
Die Wahlbeteiligung der 16-18 jährigen ist die niedrigste in allen Altersschichten. Das wird nach jeder Wahl beklagt und politische Entscheidungsträger_innen bekennen sich dazu, etwas daran ändern zu wollen. Doch eine niedrige Wahlbeteiligung ist nur die Auswirkung fehlender Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen.
Am Anfang des Schuljahres stehen wieder die Schüler_innenvertretungswahlen an und fast in allen Schulen hält sich die Motivation zur Kandidatur für diese in Grenzen. Das kommt nicht von irgendwo. Der Glaube daran, in der Schule etwas durch Vertretungsarbeit oder Initiativen ändern zu können, ist kaum vorhanden. Niemand sieht sich in der Verantwortung, mehr Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche zu schaffen, obwohl Schüler_innenorganisationen seit Jahren die gleichen Forderungen dazu formulieren. Diese Forderungen lassen sich in zwei einfache Kategorien fassen.
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Politik? Nicht ohne politische Bildung!
Es ist falsch mit den Fingern auf Schüler_innen zu zeigen und zu behaupten sie hätten kein Interesse an Politik und aktuellen Debatten. Wie kann man die niedrige Wahlbeteiligung auf Jugendliche schieben, wenn für das Schulsystem die Bildung eines politischen und demokratischen Bewusstseins nicht unter Allgemeinbildung fällt?
Seit über 10 Jahren fordern Schüler_innenvertretungen auf landes- und Bundesebene die Einführung eines verpflichtenden Schulfachs „Poltische Bildung“ ab der 7. Schulstufe.
Und bis heute ist die Regierung dieser Forderung nicht nachgekommen. Aber wie kann man verlangen, dass sich Schüler_innen neben dem Schulalltag durch Eigeninitiative mit politischen Strukturen, Debatten oder der Parteilandschaft auseinander setzen, wenn sie durch die Schule nicht vermittelt bekommen, dass diese Themen essentiell sind? Es ist abstrus, dass politische Parteien einerseits die mangelnde Wahlbeteiligung von Jugendlichen beklagen, andererseits aber nicht die politische Bildung von Schüler_innen vorantreiben, obwohl ebendiese genau das einfordern. Österreich hat als einziges Land in Europa das Wahlalter von 18 auf 16 Jahre gesenkt, dabei aber nicht die entscheidenden Begleitmaßnahmen getroffen. Ein System ist nur dann wirklich demokratisch, wenn den Menschen auch die Möglichkeit gegeben wird, sich intensiv mit den politischen Abläufen auseinanderzusetzen.
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Gelebte Demokratie in der Schule
Demokratie geht über die Theorie hinaus, Demokratie muss auch praktisch durch die Schaffung von Partizipationsmöglichkeiten gelebt werden. Partizipation kann in der Klasse anfangen, indem Schüler_innen mitbestimmen, welche Themen sie im Geschichteunterricht behandeln, geht weiter zur Schüler_innenvertretung, die im SGA über innerschulische Maßnahmen und Regelungen abstimmt und führt bis zur Ausschöpfung des eigenen Wahlrechts.
Schule ist ein Ort der Bildung und Erziehung. Schon hier müssen Schüler_innen auch spüren, dass sie gehört werden, dass ihre Meinung genauso viel zählt, wie die jeder anderen Person und ihre Forderungen auch tatsächlich umgesetzt werden.
Deswegen müssen auch konkretere Wege gefunden werden, wie die Lebensrealität von Schüler_innen zum Besseren verändert und ihre Meinung in die politischen Prozesse miteinbezogen werden kann.