24. September 2015
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Inkompetent, trotzdem engagiert

Ein Jahr in der Schüler_innenvertretung ist mit vielen Höhen und Tiefen, aber auch mit Arbeit verbunden. Lukas Bickel, Schüler_innenvertreter am Bundesgymnasium Feldkirch berichtet von seinen Erfahrungen.

„Wenn ich durch diese Schule gehe, sehe ich so viele kompetente Leute. Ich kann nicht verstehen wieso dann Lukas Bickel in der Schüler_innenvertretung sitzt.“ Das ist ein Zitat meiner ehemaligen Lieblingslehrerin. Sie ist ebenfalls Mitglied des SGA. Was sie störte? Ich war gegen ein von den Lehrer_innen gefordertes Handyverbot.

Wieso tu ich mir das an?

Wenn ihr so über die Schule nachdenkt, fällt euch dann nicht auch einiges ein, das euch nicht ganz so passt? Dass die Schule vielleicht nicht ganz so perfekt ist, ja sogar weit davon entfernt? Das waren zumindest meine Gedanken. Also fragte ich mich selbst, wie ich das verändern könnte. Da ich einige Freund_innen aus ehemaligen Schüler_innenvertretungen habe, kam ich schnell zu einem Schluss: Ich lass mich für die SV aufstellen. Bis zum Beginn des Schuljahres suchte ich mir ein motiviertes Team zusammen. Wir wollten etwas an unserer Schule verändern und waren entschlossen, zusammen Projekte für uns Schüler_innen umzusetzen. Wir waren die einzigen, die sich aufstellen ließen, also war das Ergebnis keine Überraschung: Ich wurde zum Stellvertreter gewählt. Wir drei setzten uns vor der ersten Sitzung des Schulgemeinschaftsausschusses, kurz SGA, zusammen. Bei diesem Treffen erstellten wir Konzepte für unsere Projekte, die wir später in der Sitzung vorstellten. Die Begeisterung der Lehrpersonen und Eltern hielt sich in Maßen, was unserer Motivation natürlich einen Dämpfer verpasst hatte. Die Sitzung verlief ruhig, es entstanden nur wenige Diskussionen.

Kein Kindergarten

Die nächste SGA-Sitzung verlief ganz anders. Der kontroverseste Tagesordnungspunkt: Das Handyverbot. Zwei Stunden wurde darüber gestritten, bis es schließlich abgelehnt wurde. Ausschlaggebend dabei waren unsere Stimmen als Schüler_innenvertretung.

Aber wir hatten auch außerhalb des Schulgemeinschaftsauschuss genug zu tun – wir mussten ja unsere Projekte umsetzen, unter anderem das Nachhilfeprojekt. Es wurde bereits vor uns eingeführt und uns war es ein Anliegen, dieses weiterzuführen. Dabei helfen ältere Schüler_innen den Jüngeren, meist aus der Unterstufe. Die Kosten sind natürlich deutlich geringer im Vergleich zu einer „richtigen“ Nachhilfelehrperson. So können sich wirklich ALLE Nachhilfe leisten.

Ein anderes Projekt war unser Tag der Toleranz. Hierbei handelt es sich um Workshops für die vierte Klasse. Zur Auswahl standen die Themen „Antihomophobie“, „Antirassismus“, „Leistungsdruck“ und „Antisexismus“. Für den Tag erhielten wir positives Feedback von fast allen Teilnehmer_innen. Diese Projekte waren Teil meiner Höhepunkte des Jahres. Leiden gab es auch Tiefpunkte. Genauer gesagt einen einzigen. Eine Lehrerin des SGA bezeichnete mich als inkompetent. Und das vor einer ganzen Klasse. Ich war nicht anwesend, also konnte ich mich nicht einmal verteidigen.

Was mich motivierte

Ein Highlight des Jahres war auch die Vernetzung mit anderen Schüler_innenvertreter_innen. Bei Schüler_innenparlamenten konnten alle Mitglieder der SV Anträge stellen. Über diese wurde dann diskutiert und abgestimmt. Es war interessant, viele verschiedene Anträge von einer gemeinsamen Schule bis zu einem verpflichtenden Feedback für alle Lehrpersonen zu hören. Ein weiterer Höhepunkt waren Schüler_innenseminare. Dort beschäftigte wir uns ein ganzes Wochenende lange mit einem bestimmten Thema, wie Rhetorik oder Bildungspolitik. Außerdem konnte man dort Schüler_innenvertretungen aus ganz Österreich treffen und sich mit diesen austauschen.

Zurückblickend war es die richtige Entscheidung für die Schüler_innenvertretung zu kandidieren. Das Jahr brachte mir viele neue Freund_innen und vor allem Erfahrung. Ich bin jetzt noch motivierter, mich für ein weiteres Jahr aufstellen zu lassen. Ein weiteres Jahr, in dem ich mich für meine Mitschüler_innen und eine besser Schule einsetzen kann.

Beim Schüler_innenparlament können Schüler_innenvertretungen über Anträge abstimmen Foto: LSV Vorarlberg
Beim Schüler_innenparlament können Schüler_innenvertretungen über Anträge abstimmen