25. Oktober 2016
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Akzeptanz wächst nicht auf Bäumen, aber vielleicht auf Schreibpapier

Zugegeben, die Poetry Slam-Szene in Vorarlberg ist überschaubar und übertrumpft, gemessen an den regelmäßig auftretenden Slamer_innen, wohl nur die wenigsten Bundesländer Österreichs (vielleicht auch gar keines), trotzdem war es möglich am 11. Oktober einen Poetry Slam mit acht motivierten Künstler_innen stattfinden zu lassen.

Der Termin am 11. Oktober wurde bewusst gewählt, da dieser Tag viele gesellschaftiche Probleme und Missstände aufzeigt. An diesem Tag ist nämlich Weltmächen*tag, Equal Pay Day und Coming Out Day.
Drei wirklich inspirierende Vorlagen für unterschiedliche und tolle Texte, die dem Publikum schlussendlich dann auch geboten wurden.

Organisatorisch wäre vorerst noch zu erwähnen, dass die aks Vorarlberg, zusammen mit den Jungen Grünen Vorarlberg diese Veranstaltung, die in einem relativ kleinen, aber nicht weniger ansprechenden und gemütlichen Theater in Dornbirn stattfand, organisiert hatte. Die Vorbereitungen begannen ungefähr fünf Wochen davor und größere Angelegenheiten, wie das Finden eines Veranstaltungsortes, das Kontaktieren von interessierten Slammer_innen und das Promoten des Poetry Slams, wurden ebenso, wie auch kleinere Einzelheiten, als bestes Beispiel hierfür das Stöbern im Spielzeugfachhandel nach einer Sieger_innentrophäe (siehe unten) in Angriff genommen.
Die Mobilisierung war dann aber sehr erfolgreich, was an einer Besucher_innenzahl von ungefähr 120 Menschen gemessen werden konnte.

Coming Out – Eigentlich ziemlich out

Um auf bewährte und renommierte Quellen zurückzugreifen, schlug ich den mir so lieben Duden auf. Dieser beschreibt ein Coming Out mit folgenden Worten: „Das absichtliche, bewusste Öffentlichmachen von etwas, insbesondere der eigenen Homosexualität“.
Abgesehen davon, dass der Duden sichtlich reif für eine Überarbeitung hinsichtlich der Nennung mehrerer sexuellen Orientierungen, die nicht der normativen Heterosexualität entsprechen, wäre, stellt sich doch auch die Frage, was denn nun öffentlich gemacht werden sollte?
Müssen andere Personen wissen, welche sexuelle Orientierung ich habe? Sind alle Personen, die nicht heterosexuell sind, dazu verpflichtet, dies ihren Mitmenschen mitzuteilen?
Oder warum muss man sich für die eigene Sexualität und sexuelle Orientierung rechtfertigen?
Ziel des Events am 11. Oktober war es unter anderem auch, die anwesenden Personen auf eine Reise in ihre Gedankenwelt zu schicken, um unentdeckte Gebirge zu erklimmen, von dort oben neue Aussichten mit alten auszutauschen und den eigenen Horizont auch ein Stückchen zu erweitern.

Weltmädchen*tag – Because I am a Girl

Der Coming Out Day war aber nicht der einzige Grund, weshalb der Poetry Slam über die Bühne ging. Der 11. Oktober ist auch Weltmädchen*tag. Dieser Welttag, der 2011 von der UNO ins Leben gerufen wurde und heuer unter das Motto „Because I am a Girl“ fiel, soll auf die weltweite Benachteiligung von Mädchen* und jungen Frauen* und auf die vielen Privilegien, die Männer* genießen, aufmerksam machen.
Obwohl künstlerische Szenen oft als fortschrittlich denkend, gendergerecht und revolutionär gelten, trügt der Schein, denn auch dort wurde die Gleichstellung der Geschlechter noch lange nicht erreicht. So auch nicht in der Slamer_innenszene. Auch aus diesem Grund wollten wir am 11. Oktober fünf jungen Frauen* den Platz auf der Bühne bieten, der ihnen und ihren* Texten zusteht.
So gab es beispielsweisen einen Text über Oberflächlichkeiten, denen Frauen* oftmals ausgesetzt sind, vor allem dann, wenn ihr* äußeres Erscheinungsbild traditionellen Stereotypen widerspricht. Ein anderer pochte auf die Wichtigkeit des Selbstbestimmungsrechts, das jeder einzelnen Frau* zusteht und nochmals ein anderer ermöglichte einen Einblick in das alltägliche Leben einer Frau*, die seit ihrer Kindheit mit sexualisierter Gewalt konfrontiert ist.

Abschließend möchte ich mich im Namen der aks Vorarlberg bei den Jungen Grünen Vorarlberg für die  Kooperation, bei allen Teilnehmer_innen mit ihren wundervollen Texten und bei allen Besucher_innen für den wirklich gelungenen Abend bedanken.

Die Organisator_innen und Slamer_innen auf einem Bild vereint. Foto: aks Vorarlberg
Die Organisator_innen und Slamer_innen auf einem Bild vereint.