25. September 2016
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Es warad wegen der Wahl

Heute fanden die alljährlichen Wahlen der Bundesschüler_innenvertretung statt. Wenn du gerade keine Ahnung hast, was das ist, bist du 1. nicht alleine und 2. hier genau richtig.

Es ist ja nun mal so, dass wir ein Blog sind, der von Schüler_innen gelesen wird und von Schüler_innen geschrieben wird. Und weil wir Schüler_innen sind, müssen wir auch über ein Thema reden, das in den klassischen Medien wenig bis gar nicht behandelt wird. Wir sind die größte Berufsgruppe in ganz Österreich, und ja, Schüler_in zu sein, bedeutet einen Beruf auszuüben. Wenn sich jemand ungefähr (manche mehr und manche weniger) 40 Stunden pro Woche mit etwas beschäftigt, dann würde das normalerweise als Beruf bezeichnet.

Jede Berufsgruppe hat dann eben auch ihre eigene Vertretung. So gibt es die Arbeiter_innenkammer, die Wirtschaftskammer oder die Österreichische Hochschüler_innenschaft. Das bedeutet also zum Beispiel, dass eine* Studentin* ihre* Studienrichtungsvertretung, ihre Universitätsvertretung und die Bundesvertretung wählt.

Dieselbe gesetzlich geregelte Vertretung – und da ist Österreich mal eine Vorreiterin in Sachen Demokratie – gibt es auch für Schüler_innen. Wir alle haben vor ein paar Wochen unsere_n Klassensprecher_in gewählt und derzeit finden auch die Wahlen der Schulsprecher_innen und deren Stellvertretungen statt. Meistens gibt es da auch Hearings, wo wir hingehen und uns anhören, was unsere Mitschüler_innen da so verändern wollen und warum wir sie wählen sollten.

Dann wird gewählt und das war’s dann auch oft. Wir hören von den Schulsprecher_innen meist nichts mehr, wenn nicht gerade ein akutes Problem ansteht in der Schule, das sie beseitigen müssen. Was genau ihre Aufgaben, Pflichten und Privilegien sind, das wissen wahrscheinlich nur die wenigsten von uns. Wer von euch wusste denn, dass unsere Schulsprecher_innen am Ende vom Jahr unsere überschulische und gesetzlich verankerte Vertretung vor dem Landtag und Landesschulrat – die Landesschüler_innenvertretung wählen? Viele von uns zumindest nicht, bis sie selber als Schulsprecher_innen in der Situation waren für diese Vertretung zu wählen.

Die Landesschüler_innenvertretung ist in drei Bereiche gegliedert und in jedem Bereich steht an der Spitze ein_e Landesschulsprecher_in. Diese Landesschulsprecher_innen sind zusätzlich, ohne dafür tatsächlich explizit gewählt worden zu sein, ein Teil der Bundesschüler_innenvertertung, die nun uns alle 1,1 Million gegenüber dem Bildungsministerium vertritt. Diese 27 Landesschulsprecher_innen aus den neun Bundesländern (drei pro Bundesland) und zwei Vertreter_innen der Zentrallehranstalten haben sich heute in Strobl, Salzburg getroffen und in irgendeinem Hinterzimmer für uns alle unseren Bundesschulsprecher bestimmt. Wie unfair dieses System ist, müssen wir glaub ich nicht nochmal explizit erklären. Dass durch diese Wahl einmal mehr klar wird, warum die Politik wenig Interesse daran zeigt, uns in Entscheidungsprozesse als Schüler_innen miteinzubeziehen: denn ein Vertreter von 1,1 Millionen Menschen, der nur von 29 Personen gewählt wird, hat wenig Aussagekraft und noch weniger Rückhalt.

Wie können wir nach politischer Bildung schreien und dann nicht einmal dafür sorgen, dass alle die Möglichkeit haben, in politische Prozesse miteinbezogen zu werden? Um unserem Ziel, der Wahl des_der Bundesschulsprecher_in durch alle Schüler_innen Österreichs ein wenig näher zu kommen, fordern wir in unserer neuen Kampagne „Der Montag kann nix dafür“, dass alle aktiven Mitglieder der neun Landesschüler_innenvertretungen Österreichs den_die Bundesschulsprecher_in wählen dürfen. Dadurch könnten anstatt 29 Personen, schon 156 Personen wählen gehen. Nur so schaffen wir es, dass sich bald im ORF und in allen Zeitungen Österreichs genau wie bei den Bundespräsident_innenwahlen alles um die Bundesschüler_innenvertretungswahlen dreht. Um das ganze noch mit einem Zitat abzuschließen, die das Problem hinter den Bundesschüler_innenvertretungswahlen perfekt benennt:

„Wahlen alleine machen noch keine Demokratie.“

Direktwahl jetzt! Foto: AKS
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