20. Mai 2016
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Hofer wurde Präsident…

Wir befinden uns im Jahre 2020. Vor genau vier Jahren hat Österreich Norbert Hofer zum Bundespräsidenten gewählt. In den letzten vier Jahren hat sich viel geändert. Nichts ist so wie es war.

Dieses Szenario basiert sowohl auf Aussagen und Inhalten von Norbert Hofer und der Freiheitlichen Partei Österreichs als auch auf freien Hinzufügungen der Autor_innen. Das Szenario soll nicht als realistisch erachtet werden, vielmehr soll es die Absurdität und Problematik der Aussagen Hofers und der FPÖ aufzeigen.

Wenn du zum jetztigen Zeitpunkt ins Parlament im Jahr 2020 schaust, würdest du es gar nicht mehr wiedererkennen. Nach den, durch Bundespräsident Hofer verursachten Neuwahlen im Herbst des Jahres 2016, hat die Freiheitliche Partei Österreichs die relative Mehrheit der Stimmen im Nationalrat. Auf der Regierungsbank sitzen hauptsächlich Männer*, manche mit antisemitischer Vergangenheit und Burschenschafter-Mitgliedschaft. Präsident Hofer betritt den Saal und setzt sich auf den Platz des_der Nationalratspräsident_in.  Eine_e Bundeskanzler_in suchst du hier vergebens, denn seit der Verfassungsänderung vor ein paar Jahren sind die Ämter des_der Bundeskanzler_in, des_der Bundespräsident_in und des_der Nationalratspräsident_in vereinigt, aus Gründen der Kostenreduzierung, wie die FPÖ damals in ihrer groß aufgezogenen Kampagne „ein Super-Präsident für unsere Österreicher“ meinte. Nun sitzt Hofer auf dem Präsidium, im Revers eine blaue Kornblume eingesteckt, und blickt auf die Abgeordneten und die Regierungsbank hinunter. Er wirkt, als habe er alles fest im Griff, auch wenn es vor kurzem große Demonstrationen auf der Ringstraße gab, weil Hofer die vorgeschlagene Ministerin* der Koalitionspartei nicht akzeptierte, nur weil sie ein Kopftuch trägt. Er meint: „Eine unterdrückte Frau hat nichts in meiner Regierung verloren.“ Heinz-Christian Strache ist mittlerweile Bundesminister für Bildung und Frauen . Erst vor kurzem hat er sich noch einen Machtkampf mit Norbert Hofer geliefert. Aber nach seinen vielen Tätigkeiten steht die Partei nun hinter dem Präsidenten und sowohl Kickl als auch Strache wurden vom Podest vertrieben.

Neuer Außenminister und Hofers rechte Hand ist ex-EU-Abgeordneter Harald Vilimsky. Seine erste Amtshandlung war der Austritt aus der europäischen Union und natürlich auch aus dem Schengen-Abkommen. „Österreich braucht einen ordentlichen Grenzzaun so wie Ungarn einen hat.“, sprach Hofer und Vilimsky machte. Um die Bevölkerung vor „der Gefahr des Islams“ zu schützen, wurde der Gesetzesvorschlag von Sicherheitsminister Gernot Darmann, bisheriger Sicherheitssprecher der FPÖ im Nationalrat und Mitglied des Mittelschüler Kartellverbandes, positiv abgestimmt, welcher es dem österreichischen Volke ermöglicht, jederzeit Waffen bei sich zu tragen. Darmann nahm auch gerne den Rat der Opposition auf, die anmerkte, dass nicht alle Österreicher_innen mit Waffen umgehen können. Also verpflichtete er alle zum Militär zu gehen, schaffte den Zivildienst ab, und stockte das Budget des Bundesheeres um 70 % auf.

Übrigens wurde vor kurzem das Gesetz, welches die Wiederbetätigung an nationalsozialistischen Handlungen verbietet, abgeschafft, weil Hofer fand, dass sich Teile „mit der Meinungsfreiheit spießen“.  Da ihm aber die Durchforstung der problematischen Teile zu kompliziert war, ließ er das ganze Gesetz abschaffen.

Aufgrund der Tatsache, dass Norbert Hofer Mitglied der FPÖ ist und diese in ihrem Parteiprogramm schreibt: „Wir bekennen uns zur Vorrangstellung der Ehe zwischen Mann und Frau als besondere Form des Schutzes des Kindeswohls. Nur die Partnerschaft von Mann und Frau ermöglicht unserer Gesellschaft Kinderreichtum. Ein eigenes Rechtsinstitut für gleichgeschlechtliche Beziehungen lehnen wir ab.“, hat er die eingetragene Partner_innenschaft abgeschafft und zusätzlich das Adoptionsrecht für Homosexuelle verbieten lassen. In Österreich ist die „normale“ Ehe nur für Mann und Frau bestimmt.

Um den Fortbestand der Bevölkerungen zu gewährleisten, hat er den Frauen* das Recht auf Abtreibungen aberkannt. Frauen* haben nach Hofer vor allem Verpflichtungen als liebende Mutter und Ehefrau. Hier schlägt er zwei Fliegen mit einer Klatsche. Arbeitslosigkeit ist nun kein Problem mehr, da Frauen in ihre „natürliche Rolle“ zurückversetzt werden, zu Hause arbeiten, und somit nicht mehr in den Statistiken aufgenommen werden. Da nur noch Männer mit beiden Beinen im Berufsleben stehen, werden offizielle Aussendungen nicht mehr gegendert. Die Nationalhymne wird bei offiziellen Anlässen wieder ohne Töchter* gesungen. In der Neujahrsansprache wird nur noch Männern ein Frohes Neues gewünscht, weil Frauen* den Platz in der Sprache nicht verdient haben.

Im Schulalltag treffen Schüler_innen in ihren Klassen neben dem Kreuz auf ein Bild unseres Bundespräsidenten Norbert Hofer. So werden sie erinnert, wer der wahre Held ist. Die Freude bleibt uns jeden Tag, das Gesicht unseres Vaterlandes zu sehen. In der Schule und im öffentlichen Dienst herrscht Kopftuch- und Vermummungsverbot. Außerdem dürfen Personen erst öffentliche Schulen besuchen, wenn sie die deutsche Sprache auf dem höchsten Niveau beherrschen, da das Parteiprogramm „Das Beherrschen der deutschen Unterrichtssprache“ als „Voraussetzung für die Teilnahme am Regelunterricht an öffentlichen Schulen in Österreich“ vorschreibt.

Dieses Szenario ist möglich. Du kannst diese Zukunft verändern. Geh am 22. Mai 2016 wählen. Du bist die Hoffnung. Mit dir lebt die Hoffnung. Zeitreisen sind noch nicht erfunden, deshalb müssen wir im Jahr 2016 die richtige Entscheidung treffen. Wähle Alexander Van der Bellen!

„Ich habe keine Angst vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.“ (Theodor W. Adorno)

Die Autor_innen:

Katharina Bogojevski ist 18 Jahre alt und geht an die Franklinstraße 26 in Wien.

Paul Koo ist 17 Jahre alt und Schulsprecher am BGRG 8 Albertgasse in Wien.

tryfotografie Foto: tryfotografie