Die Bundesregierung setzt sich automatisch aus den Landeshauptleuten zusammen nachdem diese nur von den Gemeinderät_innen gewählt werden. Unvorstellbar? Willkommen bei den BSV-Wahlen
Heute fand das alljährliche Treffen der neuen Bundesschüler_innenvertretung in Strobl am Wolfgangssee statt, bei dem sich alle 3 Landesschulsprecher_innen aus jedem Bundesland und zwei Vertreter_innen der Zentralen Lehranstalten trafen. Über das Wochenende hinweg wurde über die Arbeit der BSV geredet, Ziele wurden gesteckt und, zusammen mit zwei Vertreterinnen des Bildungsministeriums, angehende Aufgaben thematisiert. Heute wurde dann auch der neue Bundesschulsprecher gewählt, sowie die AHS, BMHS und BS Bereichssprecher_innen und die Verteilung der verschiedenen Referate innerhalb der BSV festgelegt.
Es scheint vielleicht etwas unklar wieso ich heute aus meiner Position heraus einen solchen Text verfasse. Deshalb kurz zur Erklärung: Ich wurde letztes Jahr in Vorarlberg zur AHS Landesschusprecherin gewählt und war somit auch Teil der BSV im Schuljahr 2014/15. Auch ich habe im vergangen Jahr dieses erste BSV Treffen und die Wahlen des Bundesschulsprechers miterlebt und kann deshalb sehr gut berichten, was in dem Zimmer, in dem der_die Bundesschulsprecher_in gewählt wird, alles so passiert.
Das Ziel, warum ich diesen Artikel schreibe ist nicht, damit es noch einen weiteren Artikel gibt, der die fehlende Demokratie der BSV kritisiert. Vielmehr möchte ich die dadurch entstehende Intransparenz ein weinig transparenter machen und euch erzählen, was an diesem Tag alles falsch läuft. Ich denke, ich muss nicht genauer erklären, wie absurd die Vorstellung ist, dass sich 29 Vertreter_innen aller Schüler_innen in Stobl am Wolfgangssee (wo ist das eigentlich?) treffen und im Sesselkreis den_die neue Bundesschulsprecher_in wählen. Wie absurd es ist, dass niemand von diesen Wahlen mitbekommt und in Folge dessen auch niemand die BSV – geschweige denn die_den Bundesschulsprecher_in – kennt. Und wie absurd es is, dass dieses veraltete System immer noch existiert.
Als ich letztes Jahr mit 28 anderen neu gewählten Landesschulsprecher_innen in Strobl saß, war ich mir über die Ironie dieses Treffens noch nicht im Klaren. Heute, an dem Tag, an dem ich genau ein Jahr darauf zurück blicken kann, wird mir bewusst, welche Intransparenz und welches fehlende Bewusstsein von Vertretungsarbeit hier in Strobl Jahr für Jahr reproduziert wird. Um euch die Wahlen etwas näher zu bringen,möchte ich euch das Setting kurz erklären. Um etwa 9.00 Uhr treffen sich alle Landesschulsprecher_innen in dem Raum wo auch am Vortag diskutiert wurde und setzen sich in einem Sesselkreis zusammen. Daraufhin dürfen sich alle, die als Bundesschulsprecher_in kandidieren wollen, per Handzeichen melden und eine Rede vortragen. Gleich im Anschluss wird gewählt. Dann teilen sich die Bereiche in drei noch kleinere Zimmer auf, um die Bereichssprecher_innen des AHS, BMHS und BS Bereichs zu wählen. Etwa eine Stunde später, es ist mittlerweile 10.30 Uhr, trifft man sich wieder, um das – meist nicht so überraschende – Ergebnis zu verkünden. Nach einem kurzen Applaus führt der_die Bundesschulsprecher_in sofort sein_ihr Amt aus und leitet das Plenum, in dem die einzelnen Referate der BSV unter den Landesschulsprecher_innen verteilt werden. Dann ist es meist schon 12.00 und Zeit für das Mittagessen. Alle verlassen den Raum und begeben sich in den Speisesaal. Die BSV Wahlen sind zu Ende.
Was in meiner 142 Wörter langen Erzählung über die BSV Wahlen fehlt, sind 1,1 Millionen Schüler_innen, die über ihre_n Bundesschulsprecher_in aktiv mitentscheiden. Was fehlt, sind Politiker_innen, die ihr Interesse an der bundesweiten Vertretung mitteilen. Was fehlt, ist die Bildungsministerin, die im darauffolgenden Jahr mit der BSV zusammenarbeiten wird. Was fehlt, sind die Medien, Presse, Radio und Zeitung, um all jene über die Wahlen zu informieren, die nicht vor Ort dabei waren. Was fehlt, ist ein zentrales, einfach zugängliches Gebäude, in dem Schüler_innen die Reden der Kandidat_innen mitanhören können. Was fehlt, sind Wahlurnen, damit 1,1 Millionen Schüler_innen ihre Stimme abgeben können. Was fehlt, sind noch einmal 1000 Wörter, die beschreiben wie groß die BSV Wahlen dieses Jahr waren und wie viele Menschen daran Teilgenommen haben. Und was fehlt, seid ihr!
Genau über so eine BSV Wahl hätte ich gerne geschrieben, genau so eine BSV Wahl hätte stattfinden sollen.