29. März 2023
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Fair, Fairer, Matura 2023?!

Seit Beginn der Corona Pandemie im Jahr 2020 gab es coronabedingt jährliche Entlastungsmaßnahmen für Maturant_innen der Abschlussklassen. Diese waren beispielsweise die Freiwilligkeit der mündlichen Matura und VWA Präsentation, wie auch die Miteinbeziehung der Jahresgesamtnote und längere Arbeitszeiten während der Matura. Jedoch hielten diese Matura-Erleichterungen leider nicht lange und entgegen den Protesten von tausenden Maturant_innen, waren bei der Matura 2022 die hart erkämpften Forderungen kaum noch bemerkbar.

Wie sieht es nun also 2023 mit der Matura aus?

Auch in diesem Jahr sind bis auf die Miteinbeziehung der Jahresnote keinerlei Anpassungen der Matura mehr vorgesehen. Begründet wird diese Entscheidung vom Bildungsminister Martin Polaschek mit der vermeintlichen Rückkehr zur Normalität. Doch wo beginnt diese Normalität? Und wie kann sie erreicht werden, wenn sich Schüler_innen die Hälfte des Stoffes selbständig zu Hause im Homeschooling erarbeiten mussten?

Ich selbst besuche derzeit die 8. Klasse und befinde mich daher unter den großen Leidtragenden der Corona Pandemie. So musste ich die gesamte 5. und 6. Klasse der Oberstufe zu Hause im Lockdown verbringen. Gerade in diesem Zeitraum werden wichtige Grundlagen erarbeitet, die die Basis für alles darauffolgende Wissen und später dann auch für die Matura, bilden. Stattdessen wurden 14- und 15-jährige Jugendliche seitens der Regierung oder des Bildungsministeriums komplett alleine gelassen und es wurde von ihnen erwartet, sich selbst maturarelevante Basics beibringen. Nebenbei erschwerten viele weitere soziale Komponenten das Lernen. So hatten nicht alle Schüler_innen, die Möglichkeit auf denselben Wissensstand zu kommen. Aufgrund mangelnder finanziellen Mittel konnten sich viele keine oder nicht genügend digitalen Endgeräte leisten, was somit die Teilnahme an Videokonferenzen oder Online-Unterricht erschwerte. Ebenso erging es auch Familien mit mehreren Kindern, die Schwierigkeiten hatten den plötzlich benötigten Raum für Online-Unterricht in einer kleinen und engen Wohnung bereit zu stellen. So entstanden viele inhaltliche Defizite, die nicht mehr aufgearbeitet werden konnten und auf die Lehrpersonen keine Rücksicht nahmen konnten.

Neben etlichen Wissenslücken hatte die Corona Pandemie jedoch auch Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Schüler_innen. Jugendlichen wurde über Monate hinweg die Möglichkeit genommen, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen oder soziale Kontakte zu knüpfen. Besonders für Teenager, bei denen auch noch familiäre Probleme oder häusliche Gewalt dazu kommen, war die Zeit des Homeschoolings eine enorm schwierige Zeit. Gerade von 14-18 Jahren durchlaufen Jugendliche eine der wichtigsten Entwicklungsphasen ihres Lebens, für den Maturajahrgang 2023, war diese jedoch von Einsamkeit und Abschottung geprägt. So haben viele immer noch mit den gesundheitlichen Folgen der Lockdowns in Form von Konzentrations- oder Motivationsschwierigkeiten zu kämpfen. Hinzu kommt, dass die Matura auch ohne Corona eine enorme Belastung der Psyche ist und Druck auf jede_n Einzelne_n ausübt. Dennoch wird von uns Schüler_innen der 8. Klassen erwartet eine Matura zu schreiben, als hätte Corona nie stattgefunden.

 

Es ist alles andere als fair die Matura 2023 unter normalen Bedingungen durchzuführen!

Gerade in den letzten Jahren warben immer mehr Politker_innen bei ihren Wahlen damit, Jugendlichen mehr Raum und Mitbestimmung geben zu wollen. Doch sobald es um uns Schüler_innen und unsere Zukunft geht, werden unsere Stimmen überhört und unsere Forderungen ignoriert!

Deshalb unterschreibe auch du unseren offenen Brief für eine faire Matura 2023!

Markus Tschepp Foto: Markus Tschepp