Zugänglichere psychologische Betreuung an jeder Schule – ein Muss in der modernen Pädagogik
Kinder und Jugendliche stehen heute vielfach unter großem Druck. Dafür kann es viele Gründe geben. Oft ist es jungen Menschen aber kaum möglich, ihre Probleme fokussiert zu behandeln, oder auch nur zu besprechen. Gerade die Schule könnte ihnen die Chance geben, ihren eigenen Weg zu Hilfe und Erleichterung zu finden. Dafür muss allerdings entsprechende niederschwellige Hilfe gegeben sein.
Die Schule ist der Ort unserer Gesellschaft, an dem junge Menschen die meiste Zeit verbringen und zwar jeden Tag und auch über viele Jahre. Sie sind in der Schule, um zu lernen. Gleichzeitig stellt dieser Ort einen sehr intensiven und wichtigen Lebensbereich für junge Menschen dar. Hier entwickeln sie ihre sozialen Kompetenzen und ihre grundsätzliche Orientierung in Fragen der Weltanschauung und ihrer ganz eigenen Entwicklung, und das von frühen Kinderjahren bis ins Erwachsenenalter. Insofern ist die Schule viel mehr als nur ein Ort der Wissensvermittlung, der durch viele Regeln geprägt ist – sie ist eben auch ein prägender und wichtiger Lebensraum für junge Menschen in allen Phasen ihres Lebens. In diesem Lebensraum erfahren sie sich selbst, ohne den unmittelbaren Einfluss der Familie. Doch nicht nur das, denn die eigenen Fragen oder Probleme bringt jede Person natürlich auch mit.
Oft ist es Schüler_innen nicht möglich, diese Fragen zu Hause anzusprechen, oder gar zu klären. Manchmal haben die Problematiken junger Menschen gerade mit ihrem familiären Hintergrund zu tun, sie brauchen also unbedingt eine_n unabhängigen Gesprächspartner_in für ihre Bedenken. Es kann sogar hilfreich sein, wenn die Familie garnichts vom Besuch bei dem_der Schulpsycholog_in weiß. Wenn ihnen nun an der Schule die Möglichkeit geboten wird, wichtige Fragen, Zweifel, Probleme zu besprechen, können sie von dieser Möglichkeit selbstständig und unabhängig Gebrauch machen. Vielleicht hilft ihnen ein beratendes Gespräch mit dem_der Schulpsycholog_in in einer akuten Krise, oder öffnet ihnen den Weg zu einer länger dauernden Therapie. Jedenfalls können sie ihre Erfahrungen selbstständig treffen und ihre nächsten Schritte selbst entscheiden.
Der_die Schulpsycholog_in ist im Idealfall auch in der Schule gut verankert, kennt sozusagen den „Geist des Hauses“, aber auch Problembereiche. Durch seine_ihre Erfahrung ist es sicher in einigen Fällen schneller möglich Ursache für Schwierigkeiten zu erkennen und klärend oder vermittelnd zu wirken. Zur Supervision größerer Probleme oder Konfliktfälle mit mehreren Beteiligten, kann eine fest besetzte schulpsychologische Stelle ebenfalls sehr hilfreich sein. Dies kann in Fällen von Ausgrenzung, bis hin zu massivem Mobbing notwendig sein, oder bei diskriminierenden Vorfällen zwischen verschiedenen Schüler_innengruppen. Insgesamt halte ich die Ausstattung jeder Schule mit einer verantwortlichen Stelle für Schulpsychologie für sehr wichtig: Die Spannungen in unserer Gesellschaft nehmen zu, ebenso die Überforderung vieler Eltern durch die notwendige Arbeit beider Elternteile, oder den Zuzug in einen, für sie fremden, Kulturkreis. Gleichzeitig werden junge Menschen früher als in vorangegangenen Generationen „erwachsen“ – auch das ist eine Folge des vergrößerten Bildungs- und Kommunikationsangebots. Jugendliche wissen heutzutage oft viel besser über ihre Bedürfnisse und Probleme bescheid und sind meist sehr gut im Stande, Hilfe für sich selbst zu organisieren – wenn die Möglichkeit besteht. Das in Anspruch nehmen des psychologischen Angebots an Schulen, sollte idealerweise von der Schule gefördert werden, um Hemmschwellen unter Schüler_innen abzubauen. Eine gute Schulleitung würde in der Förderung einer solchen Stelle niemals ein Problem sehen, sondern eine Möglichkeit, Probleme frühzeitig zu erkennen und an ihrer Lösung mitzuarbeiten. Für die Schule der Gegenwart und der Zukunft wünsche ich mir also eine gute Versorgung betreuender psychologischer Qualität.