Satanismus – Missverstandener Aktivismus oder der Illuminatenorden in Verborgenheit?
Wenn du das Wort Satanismus hörst, woran denkst du? Menschen, die rote Mäntel tragen und Rituale mit Opfergaben an Satan ausführen? Meistens werden Satanist_innen in den Medien in einer ähnlichen Art dargestellt, aber in Wirklichkeit sind sie normale Menschen, die sich für die Menschenrechte und gegen die religiöse Diskriminierung einsetzen. Warum wird uns das also in der Schule nicht unterrichtet?
Satanismus ist Satanismus! Tja, nicht ganz
Bevor wir uns konkreter mit der satanischen Bewegung auseinandersetzen, müssen wir etwas klären. Es existiert nicht nur eine Form des Satanismus! Grundsätzlich unterscheidet mensch zwischen symbolischem und religiösem Satanismus.
Symbolischer Satanismus
Die zwei größten satanischen Organisationen weltweit – The Church of Satan und The Satanic Temple – gehören zum symbolischen Satanismus, d. h. sie benutzen Satan nur als Symbol und sind keine Teufelsanbeter*innen. Doch einige fragen sich, warum mensch genau Satan als Symbol benutzen würde. Das hat seine Wurzeln in der amerikanischen Kultur, da die USA ein christliches Land sind und beide Bewegungen dort gestartet wurden.
Im christlichen Glauben wird erzählt, dass die erste Frau auf der Welt, Eva, von einer Schlange, Satan, überzeugt wurde, die Frucht der Weisheit/Erkenntnis zu essen, was ihr und ihrem Mann vom Gott untersagt wurde. Deshalb wurden sie aus dem Paradies rausgeschmissen und ihre Unsterblichkeit wurde ihnen entnommen. Der ungarische Zirkusmann Anton Szandor LaVey, der The Church of Satan gegründet hat, kritisierte die Kirche, die Satan als Bösewicht darstellte, obwohl er derjenige war, der uns laut biblischen Überlieferungen die Weisheit schenkte und LaVey begründete, dass die Kirche auch während der Renaissance viele Wissenschaftler_innen, wie z. B. Galileo Galilei, verfolgt hat, deren Entdeckungen der Lehren der Kirche widersprachen. Information und die Möglichkeit für sich selbst zu denken, sollten keine Sünden sein.
„Es braucht ein Symbol, das für Stärke steht, für Autonomie, für Souveränität und dafür ist Satan geeignet.“
-Anton Szandor LaVey
Religiöser Satanismus
TW: Erwähnung von Gewalt
Im Vergleich zum symbolischen Satanismus, der im Grunde genommen politisch orientiert ist und dessen Folger_innen atheistisch sind, ist der religiöse Satanismus die problematische Variante, denn die Anhänger_innen einer solchen satanischen Sekte glauben tatsächlich an Dämonen und an Satan. Warum habe ich das Wort Sekte benutzt? Mitglieder einer solchen „Organisationen“ treffen sich systematisch in verborgenen Zirkeln, es besteht Schweigeverbot über die Existenz dieser Treffen und es ist äußerst kompliziert, daraus auszusteigen. Oftmals kommt es in solchen Sekten zu ritueller Gewalt; also während Rituale werden Menschen gefoltert, missbraucht und sogar getötet, aber forensisch ist es schwierig, einen solchen Mord mit einer satanischen Sekte zu verbinden, weil diese meistens keine Spuren oder Andeutungen hinterlassen.
Aktivismus des satanischen Tempels
Das Ziel des satanischen Tempels ist Religion von Staat zu trennen, um einen säkularen – religionslosen – Staat zu ermöglichen, in dem Gesetze nicht aufgrund von Glauben verabschiedet werden. Ihre Strategie besteht darin, der Öffentlichen zu zeigen, dass wenn Christ_innen den Staat benutzen können, um ihre kulturelle Dominanz zu zeigen, Satanist_innen frei sind, dasselbe zu tun, denn ein Grundrecht in der Verfassung ist die religiöse Freiheit.
Wie setzt sich der satanische Tempel (DST) ein?
Da DST erst im Jahr 2013 gegründet wurde, hat er noch nicht viel Zeit gehabt, Vieles zu erreichen, aber einige Siege hat er schon:
Im Jahr 2012 hatte Oklahoma ein Denkmal der Zehn Gebote in seinem State Capitol installiert. Folglich forderte DST, dass eine Statue der satanischen Gottheit Baphomet, einer geflügelt ziegenmenschenartigen Kreatur, aus denselben religiösen Gründen daneben gestellt wird. Es kam eine Starke Opposition von der konservativen Bevölkerung Amerikas, aber am Ende ordnete der Oberste Gerichtshof an, das Denkmal der Zehn Gebote sollte entfernt werden.
Obgleich die USA im Großen und Ganzen die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert hat, gibt es immer noch Menschen, die dagegen sind. Oftmals wollen homosexuelle Paare eine Torte für ihre Hochzeit bestellen, aber ein Verbot gegen Diskriminierung aufgrund von Sexualität existiert nicht, deshalb kommt es manchmal vor, dass Konditoreien solche Bestellungen nicht akzeptieren. Jedoch gibt es ein Verbot gegen Diskriminierung aufgrund von Glaubensbekenntnis, deswegen hat sich DST schon mehrmals für die LGBT-Community eingesetzt und diesen Konditoreien Tortenbestellungen mit satanischen Mustern aufgegeben.
Ein zeitgenössischeres Ereignis ist wie sich DST für Abtreibungen in Texas eingesetzt hat. Im Jahr 2021 hat Texas ein Gesetzt verabschiedet, das Abtreibungen ab der sechsten Schwangerschaftswoche kriminalisierte. Gleichzeitig steht in der Verfassung von Texas, dass keiner aufgrund seiner Religion staatlich diskriminiert werden darf; der DST hat das ausgenutzt und schwangeren Personen in „satanischen Ritualen“ geholfen, eine Abtreibung zu bekommen, argumentiert dadurch, dass im Satanismus jeder Mensch über seinen eigenen Körper bestimmen darf. In Wirklichkeit begleiteten sie die schwangeren Personen bis zu einer Klinik, wo die Abtreibung medizinisch ablief.
Jeder Mensch darf über seinen eigenen Körper bestimmen was sind die anderen Prinzipien des satanischen Temples?
DIE SIEBEN „GEBOTE“
I
Mensch sollte sich bemühen, mit Mitgefühl und Empathie gegenüber allen Geschöpfen in Übereinstimmung mit der Vernunft zu handeln.
II
Der Kampf für Gerechtigkeit ist ein fortwährendes und notwendiges Streben, das über Gesetze und Institutionen siegen sollte.
III
Der eigene Körper ist unantastbar, allein dem eigenen Willen unterworfen.
IV
Die Freiheiten anderer sollten respektiert werden, einschließlich der Freiheit, zu beleidigen. Vorsätzlich und zu Unrecht in die Freiheiten eines anderen einzugreifen bedeutet, auf die eigenen zu verzichten.
V
Überzeugungen sollten dem besten wissenschaftlichen Verständnis der Welt entsprechen. Mensch sollte darauf achten, niemals wissenschaftliche Fakten so zu verzerren, dass sie zu seinen Überzeugungen passen.
VI
Menschen sind fehlbar. Wenn mensch einen Fehler macht, sollte mensch sein Bestes tun, um ihn zu korrigieren und jeden Schaden zu beheben, der verursacht worden sein könnte.
VII
Jeder Grundsatz ist ein Leitprinzip, das Vornehmheit in Aktion und Denken inspirieren soll. Der Geist des Mitgefühls, der Weisheit und der Gerechtigkeit sollte immer über das geschriebene oder gesprochene Wort siegen.
Warum fehlt dieses Thema aus dem Religionsunterricht?
Im Grunde genommen könnte mensch argumentieren, dass Satanismus weniger ein religiöses Thema ist, sondern ein politisches. Jedoch wird in anderen Fächern wie Politik oder Ethik auch nicht darüber offen diskutiert, denn dieses Thema ist noch ein großes Tabu in unserer Gesellschaft.
Bei genauerer Beobachtung kann mensch feststellen, dass Satanismus einen Aufstand gegen das System verkörpert, aber wie oft wird uns an Schulen unterrichtet, das System in Frage zu stellen und zu kritisieren? Wie oft wird uns gesagt, wir sollten gehorchen? Vielleicht gibt es einen Grund, warum Themen wie Feminismus, LGBTQ+ und in diesem Fall Satanismus wenig bis gar nicht diskutiert werden. Schule braucht mehr Mut, derzeitige Machtsachverhalte zu diskutieren.