Viele Schüler_innen machen es schon ganz selbstverständlich, auch einige Lehrpersonen versuchen ihre Klassen dazu zu ermutigen, doch andere wehren sich vehement dagegen: Die gendergerechte Sprache in der Schule. Dabei ist inklusives Gendern wesentlich und auch in VWAs und Diplomarbeiten umsetzbar! In diesem Artikel findest du Argumente zum Überzeugen deiner Lehrpersonen und eine Anleitung zum sicheren Gendern für wissenschaftliche Arbeiten.
Zuerst einmal die Formalitäten. Viele Menschen fordern, dass das Gendern in Dokumenten, die für die Schule geschrieben werden, darunter VWAs, Diplomarbeiten, aber auch Schularbeiten, Aufsätze und ähnliches, zur Norm wird.
Doch gibt es unzählige Schüler_innen, Lehrer_innen wie auch Personen aus dem öffentlichen Leben, die sehr lautstark gegen diese Idee auftreten. Dabei stützen sich Gegner_innen des Genderns nicht auf eine gesetzlich geregelte Grundlage – wie an einer Schule gegendert wird, wird nicht in allen Schulen Österreichs gleich gehandhabt, sondern schulintern geregelt. Auch Schüler_innen können also mitmischen und noch selten verwendete Genderweisen durchsetzen.
Was sind die Argumente gegen eine geschlechtergerechte und sensible Sprache, denen du dich in einem solchen Fall vielleicht stellen musst?
Allen voran kommt hier fast immer die angeblich bessere Lesbarkeit und der zusätzliche Arbeitsaufwand zur Sprache. Manche behaupten auch, dass sich durch das Gendern sogar eine zusätzliche Fehlerquelle auftut, und haben Angst vor
Professor_innen, die sie wegen eines vergessenen Genderstars durchfliegen lassen könnten.
Vielen fällt dabei nicht auf, dass wir eigentlich weit entfernt sind von einem solchen Szenario. Tatsächlich gibt es sogar Erfahrungsberichte, die besagen, dass einige Lehrpersonen Fehler wegen der Nutzung von gendersensibler Sprache werten. Der zusätzliche Arbeitsaufwand mag für die meisten darin liegen, sich zunächst einmal mit dem Thema auseinanderzusetzen. Doch genau das ist ja auch der Punkt. So wird ein wichtiger Bildungsauftrag wahrgenommen und Schüler_innen können beispielsweise in Deutsch diskutieren, welche Hintergründe gendersensible Sprache hat, sowie Themen wie die Existenz von Non-Binary oder Intergeschlechtlichen Personen und anderes Grundwissen behandeln.
Hinzu kommt, dass die Oberstufe ja eigentlich unter anderem eine Vorbereitung auf das Studium sein soll. In vielen Studienrichtungen ist aber das Gendern längst zur Norm geworden. Das heißt hier würden die Schüler_innen nochmal zusätzlich auf die Uni vorbereitet und ihnen nicht, wie manche behaupten, das Leben erschwert.
Im Großen und Ganzen betrachtet, so das zentrale Argument, ist die gendergerechte Sprache vor allem deshalb wichtig, um FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, Inter-, Trans-, Non-binary- und Agenderpersonen) sichtbarer in unserer Gesellschaft zu machen. Wenn auch beim Schreiben der VWA oder der Diplomarbeit daran erinnert wird, dass es eben auch Wissenschaftler_innen gibt, die keine Cis-Männer sind, dann stellt sich dadurch ein gewisser Empowerment-Effekt ein, denn viele Menschen kommen so erst auf die Idee, dass sie sich ja auch in einem bestimmten Feld engagieren könnten! Und ganz nebenbei bemerkt, bringt es auch ein paar zusätzliche, oft dringend benötigte Zeichen in der eigenen Arbeit 😉.
Es gibt mehrere Arten des Genderns. Einige Formen sind wesentlich inklusiver und sprechen auch Menschen an, die sich nicht innerhalb der binären Geschlechter „Mann“ und „Frau“ identifizieren. Hier eine Übersicht:
Genderweise | Rechtsschreib-konform? | Inklusiv gegenüber
nicht-binären Geschlechtern? |
Doppelnennung (Leserinnen und Leser) |
Ja | Nein |
Binnen I (LeserInnen) | Nein | Nein |
Schrägstrich (Leser/innen) | Ja | Nein |
Neutrale Form
(Lesende) |
Ja | Ja |
Doppelpunkt
(Leser:innen) |
Nein | Ja |
Gender_Gap
(Leser_innen) |
Nein | Ja |
Gender*Star
(Leser*innen |
Nein | Ja |
„Streichung“
(Lesx, gesprochen „Lesix“) |
Nein | Ja |
In Vorwissenschaftlichen Arbeiten und Diplomarbeiten sind auch nicht-rechtsschreibkonforme Genderarten zulässig, solange man sie im Anhang oder im Vorwort erklärt. Gendern ist vielmehr eine sprachpolitische Frage als eine der Rechtschreibung.
Inklusives Gendern in der VWA oder der Diplomarbeit: So geht’s
Im angeführten Beispiel ist eine Erklärung für die persönlich gewählten Genderweise für den Anhang der eigenen Arbeit. Sie kann genauso auch im Vorwort erläutert werden. Bei Unsicherheit, wo es am besten eingebaut wird, sollte es am besten mit der zuständigen Lehrperson besprochen werden.
Sprache ist ein Machtinstrument. Durch mangelnde Repräsentation von FLINTAs in der Sprache werden patriarchale Muster, die in der Sprache manifestiert und Erscheinung dieser Machtverhältnisse sind, nicht aufgebrochen und noch weniger reflektiert. Der Unterstrich (auch: „gender gap“) symbolisiert überdies ebenso jene Geschlechter, die nicht den binären Geschlechtern ‚Frau‘ und ‚Mann‘ zuordenbar sind.
Sprache ist Ausdruck unseres Denkens. Die überwiegende Verwendung des generischen Maskulinums (nur männliche Nennung) zeigt, dass es an der Zeit ist, unser Bewusstsein zu ändern. Dies kann mit dieser Form des Genderns angeregt werden. Daher findet in dieser Arbeit diese Art Anwendung.
[…]
Sprache schafft in den Köpfen der Menschen Bilder und Rollenbilder, auch bezogen auf das Geschlecht. Deshalb werden aus Gründen der eigenen Überzeugung in dieser Arbeit geschlechtsbezogene Angaben mit der Gender Gap (also mit einem Unterstrich) gegendert. Demnach wird zum Beispiel aus dem Wort Leser das Wort Leser_innen in sinnbezogenem Kontext.