10. März 2021
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Matura = Reif?

Kaum ein Schultag vergeht, an dem in meiner Klasse nicht über die Matura gesprochen wird. Kaum ein Schultag vergeht, an dem meine Lehrpersonen uns in Bezug auf die Matura nicht ermahnen. Kaum ein Schultag vergeht, an dem ich nicht an die Matura denke Angst habe und dabei ist zu bedenken, dass es mir schon seit dem ersten Tag in der Oberstufe so geht.

Matura hier, Matura da. Doch was genau ist diese überhaupt? Die Matura ist die Reifeprüfung, welche an den Schultypen BHS und AHS durchgeführt wird. Sie soll die Reife der Absolvent_innen bestätigen und gilt als Schulabschluss. Grundsätzlich ist die Matura an einer AHS gleich aufgebaut wie an einer BHS. Es müssen verschiedene Fächer schriftlich und mündlich maturiert werden, die Prüfungen bei der schriftlichen Matura sind in ganz Österreich gleich. Dies ist aber erst seit kurzer Zeit so.

 

Gleiche Prüfungen – Verschiedene Voraussetzungen

Denn die Zentralmatura wurde eingeführt. Diese soll zu mehr Fairness, gleichen Bedingungen für alle Maturant_innen und eine leichtere Vergleichbarkeit der Maturazeugnisse für Bildungseinrichten führen. Doch können gleiche Prüfungen mit eben genannten Werten gleichgesetzt werden? Nein, denn die Voraussetzungen der einzelnen Schüler_innen in den verschiedenen Schulen variieren stark. Manche Themen werden an manchen Schulen aus zeittechnischen Gründen kaum oder sogar gar nicht behandelt, die Hilfsmittel, wie zum Beispiel, ob die Deutschmatura an einem Computer geschrieben werden darf oder nicht, unterscheiden sich ebenso stark. Daher stellt sich die Frage: Führt die Zentralmatura wirklich zu mehr Fairness, gleichen Bedingungen für alle Maturant_innen und einer leichteren Vergleichbarkeit der Maturazeugnisse?

 

Die Matura als Ziel

Doch nicht nur die Zentralmatura, sondern auch die Matura als ganzes Konstrukt ist zu bemängeln. Zu bemängeln, weil ich jetzt schon unter Leistungsdruck – in der 7. Klasse – wegender Matura leide. Weil ich tagtäglich in die Schule gehe und ging und mir immer wieder die Matura als Ziel herbeigeführt wird. Vorallem die schriftliche Matura. Diese drei oder vier Tage werden als das Wichtigste in meiner Schullaufbahn angesehen. Misslingen mir die drei oder vier Tage, darf ich nicht stolz auf meine Schulkarriere zurückblieben. Drei oder vier Tage von zwölf oder 13 Jahren.

Preparation is key!

Doch die Matura baut nicht nur immensen Leistungsdruck auf, sondern verstärkt auch noch das Gefälle zwischen Arm und Reich. Wobei hier anzumerken ist, dass die Schere zwischen armen und reichen Kindern durch das österreichische Schulsystem ohnehin verstärkt wird. Denn die Möglichkeit der Vorbereitung hängt sehr stark davon ab, inwiefern mensch zu Hause oder an anderen Orten einen Zugriff auf beispielsweise einen Laptop oder auf das Internet hat.

 

Und was jetzt?

Corona und der daraus resultierende Lockdown haben wieder einmal gezeigt, welche Ungerechtigkeiten und Probleme die Matura mit sich trägt. Zu dieser Zeit war die Matura sehr stark umstritten und die Rufe nach einer Alternative sehr laut, doch diese sind mittlerweile kaum mehr zu hören. Deshalb hier zwei Alternativen:

  • Vorjahreszeugnisse/Durchschnittsmatura: Hierbei sollen die Zeugnisse der letzten zwei oder vier Semester mit in die Maturanote einbezogen werden. (siehe: syntaxblog.at/…/mein-weg-zur-durchschnitts-matura)
  • Abschlusszeugnis statt Reifeprüfung: Eine Streichung der Matura bedeutet für alle Schüler_innen, Lehrer_innen und Erziehungsberechtigte einen stressfreieren, fröhlicheren und vor allem sinnvolleren Abschluss der Schule. Die Schüler_innen könnten immer noch eine Beurteilung erhalten, die sich allerdings nicht, wie bei der jetzigen schriftlichen Matura, auf das Können von drei oder vier Tagen bezieht, sondern auf die ganze Laufbahn der weiterführenden Schule.

Andrea Piacquadio Foto: Andrea Piacquadio