5. Juni 2020
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Von Stonewall bis Heute

Die Geschichte der Pride

Die Regenbogenparade ist mittlerweile ein fixer Termin für viele, die gemeinsam für eine offene Welt ohne Angst und Diskriminierung kämpfen. Was steckt eigentlich dahinter? Was ist über die Jahre daraus geworden? Und wie kann Pride auch während Corona gefeiert werden?

 

The first pride was a riot

Die Anfänge der Pride gehen auf das Stonewall Inn zurück, eine Bar, die Ende der 60er Jahre als Treffpunkt der New Yorker Queer-Community im Visier der Polizei stand. Damals war es illegal, Alkohol an Lesben* und Schwule* auszuschenken, was regelmäßige Schikanen in Form von Razzien durch die Polizei zur Folge hatte. Am 28. Juni 1969 hatten die Besucher_innen die ständigen Demütigungen jedoch satt und der erste große Aufstand der LGBTQIAP+-Community gegen polizeiliche Willkür brach aus. Mehrere Tage und Nächte spielte sich der Kampf gegen die Repression vor der Bar in der Christopher Street und den umlegenden Straßen ab. Dabei machten Hunderte ein für alle Mal klar, dass sie nicht mehr versteckt leben wollen und dass die Unterdrückung und Diskriminierung durch Institutionen ein Ende haben muss – die erste Pride war also ein Aufstand.

Auch vor den Stonewall Aufständen gab es bereits immer wieder Bestreben der Queer-Community, von der Gesellschaft zu akzeptiert zu werden und gleiche Rechte zu erlangen, aber Initiativen mussten meist verdeckt arbeiten oder bekamen kaum Zuspruch. Am ersten Jahrestag der Aufstände fand der erste Christopher Street Day in New York, Los Angeles und Chicago statt und nach nun nach bildeten sich weltweit neue Organisationen, um für die Gleichberechtigung Menschen aller Sexualitäten und Identitäten zu kämpfen.

 

Pride ist politisch

In Österreich fand die erste Regenbogenparade 1996 statt. Auch hier war die Auslebung von Homosexualität bis 1971 verboten. Jedes Jahr wird eine Schweigeminute für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft, die an AIDS Verstorbenen und den Opfern homophober Gewalt eingelegt.

Leider werden aber nicht immer die eigentlichen politischen Ursprünge dieser Aufmärsche geehrt. Immer öfters kommt es dazu, dass Unternehmen versuchen, die Pride für sich zu vereinnahmen und als Marketing zu nutzen (mehr zu dem Thema findet ihr hier). Und auch innerhalb der Community läuft nicht immer alles richtig. Es gilt weiterhin, Machtstrukturen aufzubrechen, die durch die Gesellschaft gefördert werden. Hinter den Kulissen schaut es nämlich bis heute leider oft nicht so bunt aus, wie es die Vielfalt an Menschen bei queer Events vermuten lassen. Faktoren wie Herkunft, Bildungsgrad, sozialer Hintergrund etc. spielen auch innerhalb von Organisationen, die sich eigentlich genau für das Hinterfragen gesellschaftlicher Normen einsetzen, oft, wenn auch unterbewusst, noch immer eine Rolle.

Wir müssen also kritisch sein, auch unserer eigenen Community gegenüber, um Diskriminierung innerhalb zu verhindern und dürfen nicht vergessen, dass das Recht, so zu leben, wie mensch ist, etwas zutiefst Politisches ist – ein Recht, das weltweit leider nur eine Minderheit hat.

Um dieses Privileg für alle zu erkämpfen, gingen in Wien 2019 bei der Europride mehrere Hunderttausend Menschen auf die Straße und erinnerten damit an den 50. Jahrestag der Stonewall Aufstände.

 

Pride trotz Corona

Dieses Jahr sieht es aber ganz anders aus. In Zeiten von Corona sind riesige Regenbogenparaden leider undenkbar. Das heißt aber nicht, dass wir aufhören müssen zu kämpfen. Im Gegenteil: Gerade in einer Zeit, in der viele mit ihren Familien daheim sind, ist es umso wichtiger, aufmerksam zu sein und alle zu unterstützen, die daheim ihre Sexualität und Identität nicht ausleben können. In einer Zeit, in der die Macht von Regierungen weltweit weniger hinterfragt wird denn je, nutzen rechtskonservative und rechtsextreme Parteien das Klima, um hart erkämpfte Rechte der Queer-Community einzugrenzen. In Ungarn zum Beispiel werden die Rechte von Trans*-Personen massiv eingeschränkt, indem das Geschlecht, das nach der Geburt eingetragen wurde, nicht mehr geändert werden kann.

Genau deswegen ist es dieses Jahr umso wichtiger, laut und bunt für unsere Community zu sein. Wenn auch nicht auf der Straße, dann daheim, im Park oder auf Social Media. Wer gern vom Fenster aus sein Zeichen setzten will, kann hier vorbeischauen: http://www.fensterlparade.org/ und sich eine gratis Fahne zum Mitmachen bei der Fensterl-Parade am 13. Juni holen.

Cause we’re still here, still queer!

Wikipedia/Gryffindor Foto: Wikipedia/Gryffindor