25. Mai 2020
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Das Phänomen „Pinkwashing“

Nicht überall wo LGBT+ draufsteht, ist auch LGBT+ drin. Viele Unternehmen sind LGBT+-freundlich. Aber nur im Juni. Denn Juni ist pride month, und da trinkt mensch gerne einen Regenbogen-Vodka und isst in Regenbogenpapier eingewickelte Burger. Jedoch darf nicht den Konsument_innen Schuld gegeben werden. Denn die Firmen betreiben Pinkwashing.

Woher kommt Pinkwashing?

Ursprünglich kommt der Begriff „Pinkwashing“ aus dem US-Amerikanischen Raum. Dieses Wort wurde 1985 im Zusammenhang mit den „Pink Ribbons“ (weltweites Symbol für die Solidarität mit Brustkrebspatient_innen) verwendet. In dieser Zeit hatten viele verschiedene Produkte die pinke Schleife auf der Verpackung abgebildet. Viele von diesen Produkten enthielten aber Stoffe, die als krebserregend gelten.

 

Pinkwashing und Kapitalismus

Heutzutage versteht mensch unter Pinkwashing das Ausnutzen von Minderheiten für positive Berichterstattung in der Presse, Macht und/oder Geld. Bei Pinkwashing im LGBT+-Bereich wollen sich Konzerne mit LGBT+-Personen identifizieren, um sie als Käufer_innen an das Geschäft zu binden. Dies ist reiner Kapitalismus, auch oft Rainbow-Kapitalismus genannt. Denn diese Regenbogen-Artikel werden nur zur Gewinnmaximierung ins Regal gestellt. Ein echter revolutionärer oder toleranter Gedanke steckt selten dahinter. Das Geld landet fast nie bei einem guten Zweck, sondern meist in den eigenen Taschen der Konzerne. Nur weil im Logo einer Firma die Regenbogenfarben zu finden sind, heißt dies also noch lange nicht, dass sie LGBT+-freundlich ist.

Auch eine einzelne Person kann „Pinkwashing“ betreiben, z.B. wenn ein Mensch in seiner_ihrer Freizeit gegen die LGBT+-Community hetzt, dann jedoch auf einer Pride-Parade auftaucht, nur um das eigene Image zu verbessern. Oder auch, wenn eine Person mit den Worten „Ein Freund von mir ist schwul, ich kann gar nicht homophob sein“ auf eine berechtigte Anschuldigung antwortet.

 

Pinkwashing in Israel

Pinkwashing wird oft im Zusammenhang mit Israel genutzt. Das Land stellt sich als sehr LGBT+-freundlich dar und bekräftigt eine große Community zu haben. Viele Personen sind dem gegenüber jedoch skeptisch, sehen in der LGBT+-bestärkung nur eine Art, um Tourist_innen in das Land zu locken oder sehen es als Versuch von Israel als „westliches Land“ zu gelten. Diese Vorwürfe sind jedoch von in Israel wohnenden LGBT+-Personen abgelehnt worden.

 

Weiterhin soll mensch aber kritisch gegenüber sich mit Regenbogen schmückenden Konzernen sein. Eine kurze Recherche genügt oft, um herauszufinden, ob der LGBT+-Support nur im Juni vorhanden ist. Nichtsdestotrotz darf nicht vergessen werden, dass es auch Konzerne gibt, die sich außerhalb ihrer Queer-Kampagne für die Community einsetzen.

Tristan Billet Foto: Tristan Billet