4. Oktober 2019
Geschrieben von

System Change not Climate Change

FFF und der unpolitische Klimaschutz

27. September 2019, Earth Strike: Schüler_innen, Studierende, Arbeitende, Pensionierte, Organisationen, Menschen aus allen Schichten ließen ihre Arbeit für diesen Tag links liegen und versammelten sich, um für eine bessere Welt, eine lebenswerte Umwelt aufzustehen. Doch auch beim Earth Strike passieren manchmal Vorfälle, die auch kritisch betrachtet werden können.

Organisiert von der weltweit bekannten Bewegung „Fridays for Future“ starteten an jenem Freitag um genau fünf vor 12 etliche Demozüge in unzähligen Städten dieser Welt, den sogenannten Earth Strike.

„Fridays For Future“ (kurz: FFF) ist in jeder Hinsicht einzigartig:

Greta Thunberg, die 16-jährige schwedische Klima Aktivistin, rief die Organisation ins Leben und ist durch sie Tag für Tag in den Schlagzeilen.

Trotz aller Kritik hat sie es geschafft, Jugendlichen eine Stimme zu geben und diese zu erheben: „Wir sind aktiv! Wir sind sauer!“

Denn FFF hat recht, es IST fünf vor zwölf. Die Erde steuert mit rasanter Geschwindigkeit in eine globale Krise, die Artensterben, Trockenheit, Naturkatastrophen, unzumutbare Temperaturen und vieles mehr mit sich bringen wird.

Doch die Mächtigen stehen still. Umso wichtiger ist es, dass wir zusammenhalten und an einem Strang ziehen. Denn nur lautes Gebrüll kann den Tiefschlaf, in dem sich die Politik befindet, wecken.

 

Unsere Organisation, unsere Regeln“

Wir waren schon öfter bei „Fridays for Future“ aktiv. Bei einem Vernetzungstreffen und bei Demos waren wir als Einzelpersonen und nicht als Organisation da.

Am 27. September nahmen wir zwei Megafone von der AKS mit. Diese nahmen uns zwei Organisatoren* von FFF weg, mit der Argumentation, dass bei der letzten Demo Sprüche gerufen worden sind, die nicht “FFF-gerecht” waren. Die zwei Organisatoren* überklebten unsere Megafone mit Klebeband und Papier, sodass man AKS-Sticker nicht mehr sehen konnte. Hinter einem Anhänger der Grünen stehend, wurde uns erklärt, dass FFF so unparteiisch wie möglich sein sollte. Anschließend diskutierten sie mit uns, denn laut ihnen habe der Klimawandel nichts mit der Politik zu tun. Als wir uns dann als Privatpersonen in den Antikapitalistischen Block stellten, um uns an der Demo zu beteiligen, wurde uns untersagt antikapitalistische Parolen zu rufen. Nachdem wir uns dazu entschlossen, Parolen wie “one solution – revolution” trotzdem zu rufen, wurden wir dabei von einem Organisator* gefilmt. Zusätzlich wurde uns gedroht, dass wir “Probleme bekommen” würden, wenn wir uns nicht an ihre Regeln halten würden, und aufgefordert, zu gehen. Nachdem wir widerrechtlich gefilmt wurden, haben wir uns dann entschieden, die Demonstration zu verlassen.

 

Umweltschutz für alle, sonst gibt’s Krawalle!

„Na sowas.. Demonstrieren gehen und dann eine Plastikflasche kaufen!“, das und viel mehr darf man sich als Aktivist_in anhören.

Die Fridays for Future Bewegung zeigt genauso wie Gesellschaft und Politik leider immer mehr mit dem Finger auf  Konsument_innen statt auf die Politik. Dadurch bekommen Konsument_innen immer mehr ein schlechtes Gewissen, wenn sie kein Bio-Fleisch kaufen und statt zur Papiertasche zum Plastiksackerl greifen. Kann ich überhaupt guten Gewissens bei einer Klima-Demonstration teilnehmen, wenn ich mir keine nachhaltige Kleidung oder Bambuszahnbürste leisten kann?

Auf der FFF-Demo rennt jemand mit einem Müllsack hinter dir her und schaut dich strafend an, wenn du etwas, dass nur ansatzweise irgendwann Müll verursachen könnte, an dir trägst.

Als Schüler_in, als Vollzeitarbeitende_r, als Pensionist_in kann ich mir klimafreundlich einzukaufen selten leisten. Das muss klar sein. Erst wenn Nachhaltigkeit, biologische Produktion und ökologisch abbaubare Produkte leistbar sind, wird Umweltschutz zur Pflicht. Solange das nicht der Fall ist, ist er nicht Pflicht sondern ein Privileg.

Diese Bewegung muss eine Bewegung für ALLE sein, eine Bewegung in der sich alle wohlfühlen und eine Bewegung in der alle für das gleiche Ziel kämpfen, nämlich den Klimaschutz und mit ihm eine Veränderung des Systems. Keine Bewegung für wenige, die es sich leisten können!

Die Klimakrise ist eine globale Krise. Für ihre Bewältigung müssen sich Staaten und Menschen vereinen und an einem Strang ziehen. Es geht uns alle an.

Wir sollten als Kollektiv gegen den Klimawandel ankämpfen. Weder die Grünen, noch die AKS oder Fridays for Future können das Thema Klimaschutz für sich beanspruchen.

Gemeinsam haben wir die Möglichkeit, die Welt zu verändern. Nutzen wir doch die Gelegenheit, vereinen wir uns und kämpfen wir für unsere Rechte und unsere Welt, denn es liegt an uns Schülerinnen* und Schülern*. Wir sind nicht für den Klimawandel verantwortlich! Aber wie man sieht, sind wir dafür zuständig, den Stein ins Rollen zu bringen.

Konzerne sind für die Umweltzerstörung maßgeblich verantwortlich. Und diese profitieren von den Folgen oft sogar! Es gibt schließlich keine von Menschen angerichtete Katastrophe, von der Menschen nicht auch irgendwie profitieren.

Solange wir nicht mehr tun können, als gegen dieses selbstzerstörende System aufzustehen, liegt es an uns, jedem und jeder Raum zu geben, um für seine_ihre Welt zu kämpfen. Egal ob mittels nachhaltigem Kleidungsstil, Kapitalismuskritik, Postings oder der Anwesenheit bei einer Demonstration.  Jede_r hat einen  Platz im Kampf gegen den Klimawandel; egal wie viel Geld, Zeit oder Wissen eine Person hat. Nur wenn ALLE mit einbezogen werden, kann Großes erreicht werden.

Liebes Fridays for Future Team Innsbruck: Klimawandel ist politisch und Kapitalismuskritik sollte sehr wohl euren Werten entsprechen, denn ohne diese zwei Erkenntnisse, können wir keinen Output aus dieser eigentlich tollen Bewegung ziehen.

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