Verschlafene Gesichter, wenig bis gar keine Partizipation im Unterricht und der Geruch von Koffein in der Luft. Ein typischer Morgen in einem Leben als Schüler oder Schülerin. Das schöne Sprichwort „der frühe Vogel fängt den Wurm“ hat es scheinbar noch nicht ganz bis in unsere Schultüren geschafft, denn das frühe Aufstehen am Morgen gilt für Viele als Herausforderung.
So stellte ich mir die Frage, wann der Schulbeginn am meisten Sinn macht, wann wir uns am besten konzentrieren können und, ob unsere Schule schon, wie in den meisten Fällen, um 8 Uhr beginnen sollte.
Wann die Schüler_innen am konzentriertesten sind fragte sich auch der Direktor meiner Schule, des Bundesgymnasiums Dornbirn, Herr Mag. Markus Germann, der folgende Studie durchführte: Von 2013 beginnend bis ans Ende des Schuljahres 2017/2018 wertete er die Ergebnisse der Schularbeiten in den verschiedenen Schulstufen und Schulstunden aus. Auch wenn diese Studie in kleinem Rahmen durchgeführt wurde, denn sie zählte die Jahre hindurch immerhin etwa 800 Schüler_innen, konnte festgestellt werden, dass ein Großteil der besseren Noten in der zweiten Stunde stattfanden.
Dieses Phänomen begründen Wissenschaftler_innen aus den Vereinigten Staaten damit, dass sich der Schlaf-Wach-Rhythmus bei Teenagern um einige Stunden nach hinten verschiebt. Laut deren Studie sind Schüler und Schülerinnen in der Schule deutlich wacher, aufnahmefähiger und aufmerksamer, wenn die Schulglocken erst um 9 Uhr läuten würden. „Von einem_einer Jugendlichen zu verlangen, um 7:30 Uhr vollkommen wach und aufmerksam zu sein, ist wie von einem_einer Erwachsenen dasselbe um 5:30 Uhr zu verlangen“, so der Studienautor des Forscher_innenteams de la iglesia. [1]
Diesbezüglich habe ich Schüler_innen aus den verschiedensten Orten in Vorarlberg interviewt und sie nach deren Meinung gefragt.
Der Internatsschüler und auch Schulsprecher des Privatgymnasiums Bernardi Mehrerau in Bregenz Julius Mall (16) sprach sich deutlich für den späteren Schulbeginn aus. Dies begründete er damit, dass er merke, dass seine Aufnahmefähigkeit sich in den ersten Stunden deutlich in Grenzen hält. Weiters könnte er sich auch gut vorstellen, dass sich seine Motivation stark steigern würde.
Wie auch Valentina Pisoni (17), die Schulsprecherin des Bundesgymnasium Bludenz, sieht er als negativen Aspekt, dass sich die Freizeit, durch das Verschieben des Unterrichts um eine Stunde, verkürzen würde.
Für Valentina Pisoni wäre der Schulbeginn um 9 Uhr von Vorteil, denn sie braucht knappe 45 Minuten von ihrem Ort „Wald“ im Vorarlberger Klostertal bis in ihre Schule nach Bludenz. Aber es gibt auch wieder einen Störfaktor, denn sie muss am Ende des Tages die dreiviertel Stunde wieder zurück nach Hause fahren.
Auch für Daniel Stadler (16) aus dem Bregenzer Wald sind die weiten Strecken eine Herausforderung. Seit der Unterstufe besucht er schon das Bundesgymnasium Dornbirn und hat immer wieder mit Verbindungsproblemen zu kämpfen.
Alle drei befragten Schüler und Schülerinnen betonten jedoch auch weitere negative Aspekte, wie beispielsweise das Angebot von Frühbetreuungsplätzen für Volksschulkinder, würde der Schulbeginn ab 9 Uhr Realität werden würden oder auch die Umstellung des Wiederaufstehens im Berufsleben.
Zusammenfassend ist in Frage zu stellen, ob der Schulbeginn um 9 Uhr für Schüler_innen angenehmer ist. Der Aspekt, dass sich die Schulleistungen und das Öffi-Angebot wirklich steigern könnten, sollte jedoch auf keinen Fall außer Acht gelassen werden.
[1] https://science.orf.at/stories/2952788/