Darstellung von Frauen* in Filmen – „Halt mal kurz das Gewehr, ich muss den Eyeliner nachziehen.“
Zwei, manchmal drei Stunden verfolgen wir das Geschehen an Bildschirmen. Wir sehen wie Protagonist_innen wochenlang in den tiefsten Wäldern umherstreifen, in den Gesichtern der Männer* zeichnen sich die ersten Bartstoppeln ab, sie sehen müde und erschöpft aus. Seltsamerweise sind Frauen* in solchen Filmen bis auf einen oder zwei unbedeutende Kratzer perfekt gestylt, die Augenbrauen gezupft, das Makeup sitzt. Den aufmerksamen Zuseher_innen fallen vielleicht die glatt rasierten Beine und Achseln auf, die ein Mensch unmöglich nach einem wochenlangen Aufenthalt im Wald haben kann, oder der Fakt, dass die Frauen* in den besagten Filmen nicht, wie viele andere Frauen*, menstruieren. Da fragt man sich: Wo sind die Haare, die aus der Haut eines jeden Menschen sprießen? Wo ist das Blut, wo die spröde Haut, das ungeschminkte Gesicht? Wo ist jegliche Art von Realität in Filmen wie „Tribute von Panem“ und „Star Wars“?
Man(n) kann mit „Das hat doch alles rein ästhetische Gründe“ argumentieren, und ja, es hat viel mit Ästhetik zu tun. Allerdings scheinen nur Frauen* diesen Standards entsprechen zu müssen, denn wie oft sieht man schon einen weiblichen Charakter mit vor Dreck starrenden Haaren und dementsprechender Kleidung? Wieso dürfen Männer* aussehen wie Moorleichen und Frauen* bekommen nur etwas Dreck im Gesicht ab, obwohl sie genauso oft am matschigen Waldboden gelegen haben?
Ein Blutbad mehr kann nicht schaden
Nehmen wir einmal an, ein 0815 Actionfilm wie, sagen wir, Terminator, würde menstruierende Frauen* beinhalten. Es würde die Handlung nicht beeinträchtigen, es würde keinen großen Zeitaufwand in Anspruch nehmen. Es wäre das kleine, banale, und doch so wichtige Detail am Rande, das es den Zuschauer_innen möglich macht, sich mehr auf die Person einzulassen und sich besser mit ihr zu identifizieren. Es wäre der Funken Menschlichkeit der solchen Charakteren noch fehlt, der springende Punkt, der beweist, dass die fiktive Person am Bildschirm einem ähnlicher ist, als man zuerst angenommen hätte.
Gibt es überhaupt genug Frauen*, um sie unrealistisch darzustellen?
Unterrepräsentation von Frauen* in Filmen ist in unserer Zeit häufiger als man denkt, warum also sollten Filmemacher_innen Frauen* plötzlich realistischer darstellen, wenn sie in manchen Medien gar nicht erst vorkommen? Unterrepräsentation ist schon so zur Gewohnheit geworden, dass man es nicht mehr wahrnimmt, wenn im Film keine einzige weibliche Hauptdarstellerin* vorkommt. Der aus nur drei einfachen Fragen bestehende Bechdel Test stellt fest, ob und wie Frauen* in Filmen vertreten werden. Um diesen zu bestehen, muss ein Film:
- Mindestens zwei (mit Namen genannte) weibliche Darstellerinnen haben, die…
- miteinander reden, über…
- etwas anderes als einen Mann.
So banal die zu erfüllenden Vorschriften auch klingen mögen, ein Großteil der getesteten Filme scheitert am Bechdel Test, und das kommt für einige überraschend. Der letzte Teil der Harry Potter Reihe, alle drei Filme der originalen Star Wars Trilogie, Avatar, und sehr viele Kinderfilme haben weniger als zwei weibliche Darstellerinnen*, und selbst wenn sie welche hätten, sie wechseln meist kein einziges Wort miteinander.
Was hat es für Auswirkungen, wenn kleine Mädchen* sich selbst nicht repräsentiert sehen? Wenn es in ihren Lieblingsfilmen nur Helden* und keine Heldinnen* gibt, und die Frauen* nur ihrer Schönheit wegen erwähnt werden? Wie sehr verzerrt es das Selbstbild junger, und auch älterer Menschen?
Ist das wirklich alles was du kannst, Hollywood?