7. Mai 2018
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Interview mit der AKS-Bundesvorsitzenden: Warum Gedenken wichtig ist

Jasmin Chalendi ist Bundesvorsitzende der österreichischen Schüler_innenorganisation AKS (Aktion kritischer Schüler_innen). Die AKS setzt sich österreichweit gegen Faschismus ein und fordert eine intensivere und kritischere Erinnerungskultur, vor allem auch in den Schulen!

Syntaxblog: Was bedeutet Gedenken für dich?

Gedenken bedeutet für mich, aus der Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen. Gedenken ist für mich viel mehr, als sich einmal im Jahr an etwas zu erinnern. Gedenken bedeutet für mich, aktiv etwas zu tun. Für eine Zeit einzustehen, in der sich Fehler nicht wieder wiederholen.

Syntaxblog: Wie setzt du dich dafür ein, dass Erinnerungsarbeit und Aufarbeitung passieren?

Als Bundesvorsitzende einer österreichweiten Schüler_innenorganisation hatte ich schon die Chance mit Politiker_innen über dieses Thema zu reden. Ich habe aber gemerkt, dass unser jetziges Schulsystem, vor allem auch der Lehrplan, es oft nicht zulässt, schnell Veränderungen anzunehmen, um Erinnerungsarbeit zu intensivieren.  Darum habe ich in der Zwischenzeit begonnen, selber Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit zu leisten. Als ich in der Landesschüler_innenvertretung Wien war, nutzte ich die Möglichkeit um mit Schüler_innen Projekte zu dem Thema zu organisieren.

Syntaxblog: Was macht die AKS als Organisation dazu?

Beim diesjährigen Aktivist_innenkongress fuhren wir gemeinsam mit 100 Jugendlichen zur Befreiungsfeier des Konzentrationslagers Mauthausen. Aber das alleine reicht noch nicht. Wir organisieren österreichweit Workshops, Podiumsdiskussionen, Straßenaktionen und Demos zu dem Thema, um nicht nur uns, sondern auch die restliche Bevölkerung auf das Thema aufmerksam zu machen.

Syntaxblog: Kann Gedenken tatsächlich etwas verändern?

JA! Es schafft ein immerwährendes Bewusstsein, darauf Acht zu geben, in welche Richtung sich die Welt und unsere Gesellschaft gerade entwickelt. Erinnerungsarbeit zeigt auf, dass du etwas machen musst und nicht irgendjemand. Sonst wiederholt sich die Geschichte.
Gerade in der heutigen Zeit, in der rechte Parteien immer stärker werden und mittlerweile auch in Österreich die Regierung stellen, wo Ausgrenzung und Hetze immer öfter auf der Tagesordnung stehen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass sich die Geschichte sehr wohl wiederholen kann. Es zeichnen sich jetzt schon wieder Parallelen ab, Polarisierung und Hetze sind wieder salonfähig geworden.

Syntaxblog: Wie sollte Erinnerungspolitik in den Unterricht integriert werden?

Die Geschichtebücher gehören überarbeitet! Das österreichische Bildungssystem MUSS das Kapitel ordentlich aufarbeiten. Wer von Ständestaat und der Selbstausschaltung des Parlaments redet, hat die Fakten nicht richtig gelesen. Es ist unsere Aufgabe, ehrlich miteinander umzugehen und den Fakten ins Gesicht zu schauen. Nur so können daraus lernen. Verharmlosung und Ignoranz sollten im Geschichteunterricht keinen Platz haben.

Syntaxblog: Was möchtest du noch sagen?

Wir sind die Zukunft, die Gesellschaft von morgen. Wenn wir eine lebenswerte Zukunft haben wollen, liegt es an uns, an dieser Zukunft zu arbeiten. Du bist unzufrieden damit, in welche Richtung unsere Zukunft geht? Dann komm vorbei! Wir brauchen viele, um stark zu sein und etwas verändern zu können. Nur gemeinsam sind wir laut und nur gemeinsam sind wir stark!

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