9. März 2018
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Miteinander. Und das ohne Grenzen!

Sozialleistungen sind dafür da, einander zu helfen und nicht um Zwietracht zu sähen.

Die Kürzung der Kinderbeihilfen für jene Kinder, die nicht in Österreich leben, wäre ein Schritt in die falsche Richtung für die Zukunft Europas. Diese Argumentation ist außerdem oft nicht zu Ende gedacht, wie der folgende Kommentar zeigt.

Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird in Zukunft, dank der neuen Regierung, die ausgezahlte Familienbeihilfe für Menschen, deren Kinder nicht in Österreich leben, gekürzt, da sie in den Ländern, in denen sie leben, viel geringere Lebenshaltungskosten aufbringen müssen. Somit wird, wie es schon in Großbritannien passiert ist, die europäische Solidarität gekündigt und die gesamte europäische Bevölkerung macht einen enormen Rückschritt: Wir beginnen nämlich wieder damit, Europa als individuelle Länder wahrzunehmen und zu regulieren. Doch eines steht für mich fest: Wer laut-jubelnd diese Neuerungen begrüßt und sich freut, dass wir denen, die eh schon wenig haben, noch weniger Geld zahlen, hat diesen Gedanken nicht zu Ende gedacht.

Weiterdenken

Denn wieder einmal werden hier, wie ich es in meiner Zeit als politikinteressierter Schüler mittlerweile schon gewohnt bin, viel zu wenige Faktoren berücksichtigt. Alle AHS-Schüler_innen lernen heute schon, dass in der EU vieles nach Bezirken und Bundesländern geregelt wird. Tun wir nun einmal das, was leider viele nicht machten, als sie ihr Kreuzerl setzten: Wir denken weiter und gehen einen neuen (gedanklichen) Weg: Wir regeln Österreich einmal nach Bundesländern.

Das Bundesland Wien hat statistisch gesehen österreichweit die höchsten Lebenskosten. Warum sollte nun eine in Wien lebende Familie gleich viel Familienbeihilfe erhalten wie eine aus dem Südburgenland oder der Steiermark, wo das Überleben deutlich billiger ist? Das ist doch, in ÖVP-Floskeln beschrieben, unfair! Die Steirer_innen „schummeln sich alle durch unser Sozialsystem!“ In einem solchen Weg der Sozialpolitik müssten eigentlich Familiengelder durch einen Index an den jeweiligen Lebensstandort und die damit verbundenen Lebenshaltungskosten angepasst werden.

Doch eine Regelung nach Bundesländern wäre mir ehrlich gesagt immer noch nicht exakt genug. Bleiben wir bei der Steiermark: Eine Grazer-Familie hat definitiv höhere Lebenserhaltungskosten als eine Familie, die zum Beispiel im südsteirischen Klöch wohnt. Folglich ist es doch unfair, wenn die Familie, die in Klöch wohnt, gleichviel Kindergeld bekommt, wie eine, die in Graz wohnt! Um eine wirklich gerechte Aufteilung zu erreichen, müssten wir nach Bezirken teilen.

Doch was für die Steiermark gelten würde, müsste auch für Wien gelten! In Wien würden natürlich Familien aus dem 19. Bezirk das meiste Geld bekommen, weil die zahlen ja auch am meisten für´s Wohnen! Wäre ja unfair, wenn „die“ gleich viel bekommen würden, wie eine Familie aus dem fünfzehnten…

Fairness?!

Nach der „fairen“ Politik der neuen Regierung müsste eigentlich die Höhe jeder einzelnen Sozialleistung – angefangen bei Familienbeihilfen bis hin zur Mindestsicherung – an den Lebensstandort und die dortigen Kosten angeglichen werden! Doch natürlich wird dies nie passieren, da in den von einer Senkung betroffenen Gebieten genau die Wähler_innen dieser Parteien leben.

Der Sinn einer Sozialleistung ist es, Menschen zu helfen! Denjenigen, die weniger haben als andere, muss geholfen werden, auch ihre Bedürfnisse müssen in unserem System berücksichtigt werden. Aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten und Ausgangslagen gibt es innerhalb unserer Gemeinschaft von vornherein viele Unterschiede. Diese gilt es zu beseitigen und nicht noch extremer zu machen! Kein Gegeneinander wird uns als Gesellschaft weiterbringen, nur ein Miteinander.

Solidarität!

Politiker_innen sprechen oft von Solidarität, doch wo beginnt Solidarität? Habe ich, als Jugendlicher aus Wien, nicht mehr gemeinsam mit Jugendlichen aus Bratislava als mit Jugendlichen aus Klöch? Allein schon die Distanz Wien – Bratislava ist wesentlich kürzer als der Weg Wien – Klöch und ich kenne mehr in Bratislava Wohnende als in Klöch. Wer kann also entscheiden, gegenüber wem meine Solidarität eingefordert wird? Nur weil wir alle „Österreicher_innen“ sind? Warum sollte ich nun jemandem aus Österreich eher entgegentreten als jemandem aus der Slowakei? Wir sollten nicht differenzieren, wem gegenüber wir uns solidarisch verhalten und wem nicht. Am Ende leben wir doch alle auf der gleichen Welt.

Pixabay Foto: Pixabay

Infobox

Informationen zum Thema:

https://derstandard.at/2000071450581/OeVP-und-FPOe-kuerzen-Familienbeihilfe-fuer-Kinder-im-Ausland