29. September 2017
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Bildung in die Politik – Wir und die Nationalratswahl

Die Meinung von Schüler_innen ist jetzt kurz vor der Nationalratswahl umso wichtiger!

Bildungspolitik wird im Wahlkampf verhältnismäßig wenig behandelt. Wenn jedoch darüber diskutiert wird, dann werden selten Problemlösuneng angestrebt, sondern eher Neuerungen und Reformen, die jegliche Probleme ignorieren. Deshalb müssen wir unsere Stimmen erheben, wir müssen endlich gehört werden!

Mit dem 15. Oktober stürmen Wähler_innen aus ganz Österreich in die Wahllokale. Die Jüngsten von ihnen: 16. Meistens noch Schüler_innen oder Lehrlinge, die mit ihrer Stimme unterstützen, beeinflussen oder ein Zeichen setzen wollen.

The government knows what’s best?

„Bildung 4.0 – Jetzt wird’s digital!“ ist eine Reform des Bundesministeriums für Bildung, in welcher es um die schrittweise Umstrukturierung der Schulen geht. Eine Neuerung, um Schulen zu modernisieren und dem 21. Jahrhundert anzupassen. Dabei wird besonders Wert auf Digitalisierung gelegt. Schüler_innen sollen schon ab der Volksschule Basic Know-How im Bereich der Digitalisierung erlernen. Bis hin zur achten Schulstufe sollen diese erlernten Fähigkeiten als Grundlage dienen und das sukzessive Erlernen  neuer Fähigkeiten erleichtern.

Bei genannter Reform wird – wie so oft – nicht auf die wichtigsten Bedürfnisse der Schüler_innen eingegangen. Digitalisierung ist in einem positiven Sinn unvermeidbar. Sie ist eine Notwendigkeit im Prozess der Weiterentwicklung und des Fortschritts, doch Priorität müssen Themen wie Lebensraum Schule und nachhaltiges Lernen haben. Wenn Dinge, die selbstverständlich sein sollten, in jeder Schule, in jedem Klassenraum und auch wirklich für jedes Kind erfüllt sind, dann erst ist eine Auseinandersetzung mit anderen durchaus ebenfalls wichtigen Themen, wie Digitalisierung, möglich und sinnvoll.

Unsere Meinung in der Politik

„Unsere Meinung zu realpolitischen Themen kommt einfach zu kurz. Man bekommt generell wenig mit, was Bildungspolitik in der Politik anbelangt.“ -Johannes Zohner, Schüler des Gymnasiums der Franklinstraße 26 in Wien

Es geht vielen so wie Johannes. Asylpolitik, Wirtschaft, Steuern – das sind die Themen, die im Wahlkampf ausführlich diskutiert werden. Das Thema oder die Verknüpfung mit „Bildung“ wird in der Diskussion oft ausgelassen. Doch ist genau sie das, worin sich Schüler_innen am besten auskennen, denn sie sind die einzigen, die es unmittelbar betrifft. Trotzdem wird das genannte Thema zu wenig von den Parteien behandelt, was die Folge hat, dass sich viele junge Leute sich nicht wirklich mit einer Partei und deren Inhalten identifizieren können.

Wie kann ich ein Buch lesen, wenn ich mich mit keiner Figur identifizieren kann? Wie kann mir ein Lied gefallen, wenn es nicht meinem Geschmack entspricht? Wie kann ich eine Partei wählen, wenn das Thema, das mich unmittelbar betrifft, nicht (ausreichend) behandelt wird?

Standpunkte der Parteien zu Bildungspolitik

Jede Partei vertritt Positionen zu Bildungspolitik, auch wenn sie nicht sooft darüber sprechen. Hier eine kleine Übersicht:

Forderungen der Grünen sind „freier Zugang zu Bildung für alle, Förderung von Forschung und Lehre und Förderung von individuellen Begabungen“. Außerdem appellieren sie an uns, uns aktiv einzubringen, kritisch zu denken und uns zu engagieren.

Die Freiheitlichen beschrieben knapp, die Notwendigkeit des Beherrschens der deutschen Unterrichtssprache, um an Regelunterricht in öffentlichen Schulen teilnehmen zu können. Zusätzlich betonen sie, was die Hauptaufgabe von Schul- und Bildungspolitik ist, also das Vermitteln von Werten und Traditionen. Außerdem  heben sie die Wichtigkeit auf das Vorbereiten auf Berufsleben und Fördern individueller Talente hervor.

Bei den NEOS und der SPÖ sind es jedoch mehr als nur Forderungen:

Die sozialdemokratische Partei legt vor allem Wert auf die vermehrte Umgestaltung der Schulen zur Gesamtschule. Außerdem ist ihnen mehr politische Bildung, Sprachförderung und vermehrter Einsatz von Schulpsycholog_innen wichtig.

Auch die NEOS haben ein ausgearbeitetes Konzept, welches die Wichtigkeit der Schulautonomie, die Weiterbildung von Lehrpersonen und auch die Unterstützung des Kindes und seiner Entwicklung im jungen Alter betont.

Die neue Volkspartei bzw. ÖVP hat in ihrem Wahlprogramm unter anderem folgende Maßnahmen veröffentlicht: Bildung für den Umgang mit Geld, digitale Grundkompetenzen erlernen, verpflichtender zusätzlicher Unterricht bei Schwächen im Spracherwerb und die Stärken der Beibehaltung des differenzierten Schulsystems.

 

Wie kann ich trotzdem gehört werden?

Alexandra Seybal, Landesschulsprecherin in Voarlberg, meint „indem sich [Schüler_innen] aktiv am Geschehen beteiligen. Das kann als Klassen- oder Schulsprecher_in beginnen und dann bis hin zur Landes- und Bundesschulvetretung […] oder Engagement zeigen in Schüler_innenorganisationen, die ihre Forderungen so laut stellen, dass sie gehört werden müssen.“

Oft kommt der Vorwurf, wir würden unsere Meinungen nicht äußern und seien politikverdrossen, doch meistens werden wir einfach überhört. Deshalb ist es wichtig, auch als Einzelperson laut für die eigene Meinung einzustehen. So lange, so laut und so ergiebig, bis wir auch nicht mehr überhört werden können.

„Demokratie“, so Lukas Varges, Schulsprecher des Franziskanergymnasiums in Hall in Tirol, „bedeutet für mich wählen, vertreten und vertreten werden. Das System der Demokratie sollte nicht vernachlässigt und so oft wie möglich thematisiert werden.“

Ein Ort, an dem jede Stimme gleich laut ist, ist in deinem Wahllokal, auf dem Papier. Verschwende deine Stimme nicht und geh‘ wählen, um gehört zu werden.

Quellen:
https://spoe.at/positionen-beste-bildung-fuer-alle
https://www.bmb.gv.at/schulen/schule40/index.html
https://partei.neos.eu/wp-content/uploads/2014/07/NEOS_Positionspapier_Bildung.pdf
https://www.gruene.at/themen/bildung-wissenschaft
https://www.fpoe.at/themen/parteiprogramm/bildung-wissenschaft-kunst-und-kultur/
https://secure.sebastian-kurz.at/aufbruch-und-wohlstand/

APA Foto: APA

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