19. Mai 2017
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Emanzen in den Unterricht!

Von Wurzel x hoch 23 über die Anatomie einer Schnecke bis zur Erfindung der Glühbirne lernt mensch ja allerhand in der Schule. Die Entwicklung von Schüler*innen zu selbstsicheren jungen Leuten wird aber vernachlässigt – da heißt es dagegen ansteuern und mit emanzipatorischen Unterricht mitgestalten und verändern.

Emanzipation. Was ist das?

Unter Emanzipation versteht man grundsätzlich die Befreiung der Abhängigkeit einer oder mehreren Personen. Unter Berücksichtigung des feministischen Aspekts wird die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Frau* mit dem Mann gemeint. Da diese Problematik im Unterricht oft untergeht und auf die Unterstützung einer Entwicklung von Schülerinnen* zu selbstbewussten Frauen* auffallend wenig Wert gelegt wird, soll diesem Thema hier Raum gegeben und beschrieben werden, wie wir uns im Unterricht der Emanzipation annähern können.

Konsens ist sexy Pflicht

An den meisten Schulen wurde mittlerweile verpflichtender Sexualunterricht durchgesetzt. Dort wird über Geschlechtsorgane, übertragbare Krankheiten, Verhütungsmittel und manchmal auch über den Penetrationssex von Mann und Frau geredet, wenn auch äußerst spärlich. Was aber den Wenigsten zu Ohren kommt, ist die Aufklärung über Konsens, dem Einverständnisprinzip, welches bedingungslos die Grundlage aller sexuellen Handlung sein sollte. Leider wird viel zu Wenigen in unserer Gesellschaft beigebracht, dass einzig und allein ein klares, vollkommen freiwilliges Ja als Zustimmung gilt, unklare Zeichen keine weiteren Schritte rechtfertigen und ein Nein unter allen Umständen zu respektieren ist. Ferner sollten Themen wie Abtreibung ihren Platz nicht nur im Religionsunterricht einnehmen, da dort oftmals eine gewisse voreingenommene Meinung besteht.

Every body is beautiful

Wie auch soll das Selbstbewusstsein gefördert werden, wenn durch äußere Einflüsse immer neue, unrealistische Beauty-Standards vermittelt werden? Durch Internet und Social Media wird die Verbreitung solcher „Fake-News“ enorm erleichtert und erreicht vor allem junge Mädchen* in deren Selbstfindungsphase. Grund genug, eine Aufklärung bezüglich Körpernormen in den Unterricht miteinzubauen und aufzuzeigen, dass Stretch Marks, Cellulite und andere „Problemzonen“ nicht nur ganz alltäglich sind, sondern auch als einmalige Besonderheiten wahrgenommen werden sollten. Für body shaming keinen Platz!

More Her*Story in History!

Geschichtebücher – für manche eine erfreuliche Abwechslung, andere schaudern beim Gedanken daran. Ein Paradebeispiel für jahrhundertelange Unterdrückung von Frauen*. Vielleicht mag sich die Lage zumindest in Mitteleuropa für Frauen* teils verbessert haben, trotzdem sind wir in der Gesellschaft noch so weit, dass in einem 200 seitigen Schulgeschichtsbuch unter dem Titel ‚‚Die Geschichte der Frau’’, auf geschlagenen vier Seiten  alle bekannt gegebenen Taten von Frauen* im Umfang von mehreren Jahrhunderten widergegeben werden. Dabei ist es ganz und gar nicht so, dass diese* keine Geschichte geschrieben hätten, sie wurde nur überschrieben. Zudem erachten manche Lehrpersonen, die Geschichte und Sozialkunde unterrichten, dieses Thema als ‚‚weniger wesentlich’’, dabei sind doch gerade die Geschichte-Lehrer*innen jene, die wissen sollten, dass wir ohne Aktionen von Frauen* weltweit nicht dort stehen würden, wo wir uns heute befinden.

Einbindung von Trans*- und Non-binary-Personen

Strikte Trennung zwischen männlich und weiblich an Schulklos oder im Turnunterricht begünstigen eine Vernachlässigung von Non-binary- und Trans*-Personen [1]und ist einer von vielen Antrieben, sich für diese stark zu machen und eine Emanzipation zu intensivieren. Dies kann beispielsweise durch die Einführung von inklusiven Toiletten oder der freien Wahl der Umkleidekabinen beim Sportunterrichts zu Stande kommen.

It’s up to you

So viele gute Ideen — nur umsetzen wird schwierig. Sagt das deine Lehrperson? Wusstest du, dass Schüler*innen das Recht haben ein Drittel ihres Unterrichtsstoffes in einem Fach mitzubestimmen? Wenn du deine Ideen, zum Beispiel im Rahmen von Projekten oder Workshops einbringst, kannst du mit Sicherheit für einen abwechslungsreichen und emanzipatorischen Unterricht sorgen und einen Schritt in eine bessere Welt wagen.


[1] Non-binary: Personen, die sich weder mit dem männlichen noch mit dem weiblichen Geschlecht identifizieren.

Trans*: Personen, die sich mit ihrem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht nicht wohl fühlen und das Gender ausleben, in dem sie sich wohlfühlen.

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