23. Oktober 2016
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Liebe Frau Ministerin, so nicht.

Anfang der Woche ist von der Bildungsministerin Hammerschmid gemeinsam mit Staatssekretär Mahrer ein neues Paket der Bildungsreform vorgestellt worden – das Schulautonomiepaket. Das Ganze wurde noch nicht abgestimmt und bis jetzt erst im Minister_innenrat vogestellt, bietet daher für uns noch die Möglichkeit Verbesserungsvorschläge realistisch einzubringen. Doch muss man überhaupt was an dem Paket ändern oder ist es nicht schon perfekt, so wie es ist?

Halt, stopp

Bevor wir jetzt abwägen, was an den neuen Reformen gut und nicht gut ist, müssen wir festhalten, wie absurd es wieder einmal ist, dass dieses neue Paket ohne uns 1,1 Millionen Schüler_innen ausverhandelt worden ist. Wie oft müssen wir wohl jetzt noch schreiben, dass wir wissen was im Bildungssystem falsch läuft und dementsprechend auch die jenigen sind, die wissen was sich ändern müssen. Warum sind wir dann nicht auch die jenigen, die dieses Reformen mitbestimmen durften? Auch der neue Bundesschulsprecher wurde dazu nicht befragt. Wen wundert das, wurde er lediglich von 25 Menschen repräsentativ für uns 1,1 Millionen Schüler_innen gewählt. Würdet ihr denn eine Bundespräsidentin ernstnehmen, die nur von den 9 Landeshauptleuten gewählt wurde?

Reform unter der Lupe

Alles in allem hat das Paket einige gute Ansätze, aber die Umsetzung und Realisierung der Punkte, läuft nicht so wie wir uns das als AKS vorstellen würden und schadet teilweise sicher auch unserer Unterrichtsqualität. Wir haben positive und negative Aspekte der wichtigsten Neuerungen durch das Paket für euch zusammengefasst:

 

  • Zwei bis acht Schulen sollen von jetzt an die Möglichkeit haben sich zu Schulclustern zusammenzuschließen, um gemeinsame Ressourcen zu teilen. Gut daran ist, dass von nun an schulübergreifende Projekte gestartet werden können. Hoffentlich endet das Teilen von Ressourcen an unseren Schulen nicht in versteckten Sparmaßnahmen. Laut Bildungsministerin sollen nämlich keine neuen Kosten durch das Paket entstehen. Wie genau jetzt neue Schulen für diese Cluster gebaut werden sodass dabei nicht mehr Kosten entstehen, würde wir gerne wissen. Vielleicht in dem bei einigen Schulen z.B. Turnsääle nicht mehr gebaut werden, weil eine Partner_innenschule diesen schon hat und man ihn mitnutzen kann.

 

  • Anstatt Schulleitungen soll es in den neuen Clustern jetzt Clusterleiter_innen geben, die Kompetenzen des Schulgemeinschaftsausschusses übernehmen. So sollen sie von nun über die Klassenschüler_innenhöchstzahl alleine entscheiden. Schon jetzt leidet unser Unterricht an zu großen Klassen. Eine Regelung diesbezüglich abzuschaffen, schadet mit großer Wahrscheinlichkeit der Unterrichtsqualität. Schulleitungen werden jetzt schon immer dazu aufgefordet, Geld einzusparen und nutzen damit sicher die Chance, größere Klassen zu machen, um die Kosten für Lehrpersonen zu senken. Auch dass diese Lehrpersonen künftig von den Schulleiter_innen autonom eingestellt werden sollen, hilft nur Schulen, die spezielle Anreize für Lehrpersonen schaffen können, die Schulen mit weniger Budget nicht können. Außerdem haben es so Schulen mit „gutem Ruf“ leichter, auch die „besten“ Lehrpersonen anzuwerben.

 

  • Eine schon lang geforderter Punkt der AKS, die autonome Entscheidung von Schulen, wie lange Schulstunden und Öffnungszeiten sind, steht ebenfalls in der neuen Reform.

 

  • Auch eine Forderung unserer neuen Kampagne findet sich im Schulautonomiepaket. Schulleitungen sollen von nun an Fortbildungen an die Schule holen, um Lehrpersonen zu ermöglichen, sich leichter und öfters fortzubilden. Kritisch anzumerken wäre hierbei, dass Schulleitungen entscheiden, welche Themen bei diesen Fortbildungen behandelt werden sollen und nicht unsere Lehrpersonen selbst, die wahrscheinlich am besten wissen,  wo sie sich verbessern sollten – zumindest dann, wenn auch endlich verpflichtendes Feeedback von Schüler_innen an unsere Lehrpersonen von der Politik umgesetzt wird.

„Wer heute an der Bildung spart, den trifft es in der Zukunft hart.“ Eine Bildungsreform umsetzen zu wollen, ohne mehr Geld zu investieren, geht nicht. Wir sind die Zukunft und unser Bildungssystem muss endlich ausfinanziert werden!

Die detaillierten Rahmenbedingungen des Pakets werden nun ausverhandelt werden. Dieses Mal muss auch die Stimme der Schüler_innen gehört werden, um konkrete Veränderugnen und vor allem Verbesserungen im Schulalltag zu erreichen.

Hammerschmid und Mahrer am Verhandlungstisch: wann kommen endlich Schüler_innen dazu? Foto: Hans Hofer/BKA
Hammerschmid und Mahrer am Verhandlungstisch: wann kommen endlich Schüler_innen dazu?