23. März 2016
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Größer geht’s nicht

Wie viele Schüler_innen dürfen eigentlich in einer Klasse sitzen?

Unter Bildungsministerin Claudia Schmid wurde die Klassenschüler_innenhöchstzahl von höchstens 30 auf 25 Schüler_innen pro Klasse gesenkt. Seither gab es immer wieder Vorstöße, diese Änderung zurück zu nehmen, die unter anderem an dem Aufschrei vonseiten der Schüler_innen gescheitert sind. Hinter dem Konflikt steht auch immer die Frage: Wie viel ist uns Bildung eigentlich wert?

2014 versuchte Bildungsministerin Heinisch-Hosek es. Die Klassenschüler_innenhöchstzahl sollte von den unter ihrer Vorgängerin erreichten 25 wieder auf 30 Schüler_innen gehoben werden. Ein Aufschrei von Schüler_innenorganisationen und Lehrer_innen machte schnell klar, dass dieser Vorschlag nicht durchsetzbar ist und auf sehr wenig Gegenliebe stieß. Auch Anfang dieses Jahres wurde von verschiedener Seite gefordert, wieder mehr Schüler_innen in einer Klasse zu unterrichten, damit ja nicht mehr Geld in die Aufnahme von Flüchtlingen in österreichische Schulen fließen muss. Wenn es um Einsparungen im Bildungssystem geht scheint diese Forderung immer die einfachste zu sein.

Gesetz mit Lücken

Gleich vorweg: die Klassenschüler_innenhöchstzahl von 25 Personen ist nur ein Richtwert, der auch nur für die Schulen der Primarschule und Sekundarschule I gilt. Die Höchtzahl bei AHS-Oberstufen und berufsbildenden Schulen liegt immer noch bei 30.

Im einzelnen bedeutet das:

Höchstens 25 Schüler_innen in der

  • Volksschule
  • Neuen Mittelschule
  • Hauptschule
  • Polytechnischen Schule
  • AHS-Unterstufe

Höchtens 30 Schüler_innen in

  • AHS-Oberstufen
  • BMHSn
  • Berufsschulen

Richtwert wird das ganze übrigens genannt, weil die Höchstzahl um 20% überschritten werden kann, um Abweisungen von Schüler_innen zu verhindern. Diese 20% führen bei einer Höchstzahl von 25 Schüler_innen zu einer faktischen Obergrenze von 30, bei einer Höchstzahl von 30 Schüler_innen zu höchtens 36 Schüler_innen.

Die Teilungszahlen

In einigen Fächern, wie Fremdsprachen, werden Klassen ab einer gewissen Schüler_innenzahl geteilt. In der AHS-Unterstufe dürfen in lebenden Fremdsprachen nicht mehr als 24 Schüler_innen in einer Gruppe unterrichtet werden, in Latein nicht mehr als 29.

In der Oberstufe dürfen einzelne Schüler_innengruppen in diesen Gegenständen nicht die Zahl von 25 Personen übersteigen. In einigen anderen Fächern (z.B. Bildnerische Erziehung) gibt es noch einmal andere Regeln.

Weniger ist mehr

Sieht man sich diese Zahlen genau an, dann sollte man eigentlich nicht über eine Erhöhung der Gruppenzahlen reden, eigentlich müsste man über eine Senkung dieser diskutieren. Wer schon einmal Englisch-Unterricht mit 23 Mitschüler_innen hatte, weiß, dass das in einem Unterrichtsfach, in dem es zu einem großen Teil darum geht, sich selbst zu artikulieren, das Niveau in einer so großen Gruppe nicht gleich groß sein kann, wie in einer Gruppe mit 15 Personen. Einfach aus dem Grund, weil der_die Lehrer_in einfach nicht gut genug auf jede einzelne Person eingehen kann. Auch Mathematik als Fach, in dem viele Schüler_innen Probleme haben, müsste eigentlich in viel kleineren Gruppen unterrichtet werden. Denn wer mit dem Stoff nicht hinterherkommt, braucht genügend individuelle Betreuung während des Unterrichts, um wieder Anschluss zu finden. Individuelle Betreuung wird aber schwer, wenn Lehrer_innen 25 oder mehr Personen zu betreuen haben.

Doch die Kosten

Nun käme wieder das Argument der Unfinanzierbarkeit von kleineren Gruppen ins Gespräch. Österreich hätte doch schon ein überteuertes Schulsystem. Doch abgesehen davon, dass Bildung sicher eine der wichtigsten Zukunftsinvestitionen einer Gesellschaft ist, werden Kosten nur ins Private verschoben. 265.000 Kinder brauchen in Österreich Nachhilfe, einzelne Nachhilfe-Stunden kosten durchschnittlich 19€. Die Mär der kostenlosen Schulbildung ist für viele Familien weit entfernt von der Realität. Natürlich sind kleinere Klassen kein Allheilmittel gegen diese Probleme, ein wichtiger Schritt wären sie jedoch alle Mal.

Die Kosten unseres Bildungssystems sind nicht einfach die Zahlen, die das Bildungsministerium veröffentlicht. Private Kosten spielen hier genauso rein wie die Kosten, die durch mangelhafte Bildung entstehen. Und auch wenn das berühmte Zitat von John F. Kennedy zum Bildungssystem schon häufig zitiert wurde, so verliert es doch nie an Bedeutung. Denn es stimmt, „es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.“

25 oder 30 Schüler_innen in  einer Klasse. Der Unterschied für den_die einzelne_n ist groß Foto: syntaxblog
25 oder 30 Schüler_innen in einer Klasse. Der Unterschied für den_die einzelne_n ist groß