12. März 2016
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Die »kreischende Schwesternschaft«

»Wenn es für Männer richtig ist, für ihre Freiheit zu kämpfen, ist es auch für Frauen richtig, für ihre Freiheit und die ihrer Kinder zu kämpfen. Dies ist das Glaubensbekenntnis der militanten Frauen Englands.« (Emmeline Pankhurst)

Großbritannien, Ende des 19. Jahrhunderts

Gegnerinnen der Contagious Diseases Acts (Gesetze über ansteckende Krankheiten) gehen auf die Straße um gegen die von der Polizei angeordneten Inhaftierungen und die damit verbundenen gynäkologischen Zwangsuntersuchungen von Sexarbeiterinnen zu demonstrieren. Frauen und Mädchen, die als Sexarbeiterinnen arbeiten, werden auf Krankheiten untersucht. Der Grund für deren Veranlassung ist die hohe Rate der Geschlechtskrankheiten unter den Männern des britischen Millitärs. Am 1. Januar 1870 erscheint eine Petition, welche die Wiederrufung der Contagious Diseases Acts fordert. 140 Frauen unterzeichnen diese Forderung und gründen daraufhin die „Ladies’ National Association for the Abolition of the State Regulation of Vice“ (LNA). Zwischen den Jahren 1870 und 1879 erhält das britische Parlament 9667 Petitionen mit insgesamt 2150941 Unterschriften. 1883 kommt es endlich zum Erfolg – die Contagious Diseases Acts werden außer Kraft gesetzt.

Das war der Anfang der Suffragettenbewegung.

Die Protestbewegung

Die Suffragetten (Suffrage = Wahlrecht) waren Aktivistinnen, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts das allgemeine Wahlrecht für Frauen erkämpft haben. Ihr besonderes Merkmal war der Aktionismus, welchen sie auch zu ihrer Waffe machten. Mit passivem Widerstand, Hungerstreiks sowie Störungen von Veranstaltungen traten sie für das Frauenwahlrecht ein und verstummten nicht, wenn ihnen mit einer Haftstrafe gedroht wurde. Sie forderten Gleichberechtigung und erhielten Gelächter, Gewalt und Arrestation. Die Zeit der Suffragetten wird auch als erste Feministische Welle bezeichnet in der sich Frauen vereinten und für ihre Rechte kämpften.

»Taten, nicht Worte«

Am 10. Oktober 1903 gründeten Emmeline Pankhurst, ihre beiden Töchter Cristabel und Sylvia sowie 2 weitere Suffragetten die »Women’s Social and Political Union« (WSPU), welche die Träger_innenorganisation der damaligen Aktionen war. Eine ihrer Methoden war es Politiker im Gespräch zu überzeugen und dies gelang ihnen im Jahre 1905. In diesem Jahr überzeugten sie ein Parlamentsmitglied einen Gesetzesentwurf zu Frauenrechten einzubringen. Der Vorschlag wurde von den Parlamentsmitlgiedern abgelehnt, doch die WSPU wuchs. In den folgenden Jahren sorgte die Organisation für verschiedenste unkonventionelle Aktionen wie zB. Zerstörungen von Telegraphenleitungen und arbeitete mit dem Slogan »Taten, nicht Worte«. Durch den Zuwachs der Protestbewegung stieß das Patriachat auf Wiederstand und somit verschärften sich die Maßnahmen der Polizei. So wurden am 18. November 1910 Frauen bei einer Demonstration von der Londoner Polizei mit Schlagstöcken niedergeknüppelt. Viele Aktivistinnen wurde inhaftiert und am öffentlichen Protest gehindert. Doch Emmeline Punkhurst schlug zurück – die verhafteten Frauen begannen einen Hungerstreik. Die Justiz reagierte darauf mit einer Zwangsfütterung, welche per Schlauch durch die Nase vollzogen wurde. Die Öffentlichkeit sprach von einer Folter von Frauen und so musste sich die Regierung etwas anderes überlegen.

Cat and Mouse Act

1913 wurde das Gesetz verabschiedet, welches Aufgrund gesundheitlicher Schäden eine zeitweilige Haftentlassung ermöglichte. Dies hatte Zufolge, dass inhaftierte Frauenrechtskämperinnen bis zu ihrer Erschöpfung hungerten, daraufhin bis zu ihrer Erholung freigelassen und danach wieder verhaftet wurden. Die Suffragetten reagierten mit Gewalt und so begann ein Kampf um »Freiheit und Tod« bis England 1914 dem Deutschen Reich den Krieg erklärte. Im Jahr 1918 wurde ein eingeschränktes Wahlrechtsgesetz verabschiedet, welches Frauen über 30 und mit Grundbesitz sowie Vermögen ermöglichte zu wählen. Erst zehn Jahre später kahm es zu einem allgemeinen Wahlrecht.

Viele Jahre mussten vergehen, Worte gesprochen und Taten vollbracht werden, damit das entgültige Frauenwahlrecht eintrat. Dieser Sieg wurde zu einer Errungenschaft der Frauen*bewegung. Und doch sind wir noch nicht am Ende angelangt. Frauen* werden in vielen Bereichen immernoch die gleichen Chancen, gleichen Rechte, gleiche Arbeitseinteilung sowie gleiche Bezahlung abgesprochen. Unsere Vorfahr_innen haben ihren Beitrag geleistet, nun liegt es an uns für die vollkommene Gleichberechtigung einzuträten. Schreiben wir dieses Buch zu Ende, damit ein neues entstehen kann!

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