26. Oktober 2015
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Gute Bildung, schönes Leben, sollte es für alle geben!

Themenwoche: Lebensraum Schule

Lebensraum Schule. Was soll das bedeuten? Ist die Schule nicht zum Lernen da? Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben.
Die dieswöchige Themenwoche setzt sich mit dem Thema Lebensraum Schule auseinander. Das bedeutet, Schule wird als etwas begriffen, das mehr ist, als nur ein Ort, an dem wir Wissen erlernen. Vielmehr ist es ein Ort, an dem wir einen großen Teil unseres Lebens verbringen und deswegen müssen wir in der Schule auch leben können. Deswegen Lebensraum Schule.

Schule: Ein Ort an dem Schüler_innen sich frei entwickeln und entfalten können. Frei von Druck und Konkurrenz das Wissen aneignen können, das sie für wichtig halten. Und das bereits Erlernte weitergeben können. Erste soziale Kontakte knüpfen und pflegen können. Zum Nachdenken angestoßen werden und selbst auf Erkenntnisse kommen. Ein Raum, der auf sie zugeschnitten ist. Damit sie sich wohlfühlen und sich dort gerne aufhalten.

Passt dieses Bild von einer Schule nicht damit überein was ihr tagtäglich erlebt? Frei von Druck? Auf euch zugeschnitten? Wohlfühlen?

Das liegt daran, dass dieses Bild leider nicht den aktuellen Zustand beschreibt, sondern eine Wunschvorstellung von der Einrichtung, in der Schüler_innen 12 Jahre lang den größten Teil ihrer Zeit verbringen.

LernRAUM Schule

Momentan stellen Österreichs Schulen zu größten Teil einen reinen Lernraum dar. Ein Raum, in dem es primär darum geht sich das vorgesehene Wissen anzueignen und wiedergeben zu können. Wissen, das zum größten Teil aus Fakten besteht, ohne dass Schüler_innen die Zusammenhänge zwischen diesen Fakten verstehen müssen oder dazu angeregt werden, diese kritisch zu hinterfragen. Vor allem durch einen Frontalunterricht kann dieses kritische Denken nicht gefördert werden. Um Zusammenhänge verstehen zu können, braucht man Zeit und Interesse und das kann ein 50-minütiger Vortrag nicht immer leisten. Kritisches Hinterfragen benötigt Räume zur Diskussion – und zwar untereinander, in Kleingruppen und größeren Gruppen. Auch dafür sind 50 Minuten oft zu kurz. Vor allem können Lehrpersonen durch Frontalunterricht keine individuelle Förderung schaffen. Denn Menschen lernen unterschiedlich, das derzeitige System fördert einige wenige, doch viele Andere bräuchten unterschiedliche Zugänge, um die Materie zu verstehen.

Wir erfahren die Welt nicht auf die gleiche Art und Weise. Deshalb gehen wir verschiedene Wege des Lernens.

Gefragt ist der politische Mut für eine neue Unterrichtsgestaltung. Eine mit anderen Zeiteinteilungen, die praxisbezogenes, selbstständiges Arbeiten ermöglicht, die Zeit zum Hinterfragen gibt, Zeit zum Probleme selbst lösen und Interesse zu schaffen. Schule muss auch die Rolle von Lehrenden neu definieren und sie als Menschen sehen, die anderen Menschen helfen, sich zu bilden.

„Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ (M.Montessori)

Mut zur Veränderung wird aber auch in der Schaffung von Lernräumen benötigt. Flexibler Unterricht benötigt auch flexible Räume, unterschiedlich einsetzbare Klassenzimmer, Platz, sich zu entfalten. Schüler_innen brauchen Freiräume, um sich frei zu fühlen.

Lernen fürs Leben, beim Lernen leben?

Hört Schule dort auf, wo das Leben beginnt?

Tatsache ist, dass Schüler_innen nicht nur in der Schule lernen, sie verbringen einen großen Teil ihres Lebens darin. Schule ist Lebensraum. Um diesem Anspruch aber gerecht zu werden, wäre es notwendig, dass Schule ein Ort ist, an dem man sich auch gerne aufhält.

Def. Lebensraum:

Umfeld, in dem ein Mensch oder eine Gemeinschaft frei leben und arbeiten kann.

Sehr wenige Schüler_innen haben das Glück eine Schule zu besuchen, die all ihren Interessen gerecht wird und diese fördert. Aber es fehlt in Österreichs Schulen nicht nur an Selbstverwirklichungsmöglichkeiten, das Problem beginnt schon bei unseren Grundbedürfnissen.

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Wie sollen Schüler_innen produktiv lernen, wenn sie sich jeden Donnerstag die Frage stellen müssen, wo sie das fehlende Klopapier herbekommen.

Wie sollen sie sich auf das Lernen konzentrieren, wenn sie sich im Winter Jacken anziehen müssen, um nicht zu frieren, da die Heizung nicht eingeschalten sind.

Und auch die Versorgung mit Essen lässt in der Schule zu wünschen übrig. Während Länder wie Schweden das Mittagessen kostenlos zur Verfügung stellen, sind die Preise in Österreich oft viel zu teuer und das Angebot mager.

Im Philosophieunterricht lernt man, dass die Erfüllung der Grundbedürfnisse notwendig ist um sich auf weitere Bedürfnisse – wie Wissenshunger – zu konzentrieren. Doch warum wird diese Weisheit nicht in der Schule gelebt?

 

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