16. September 2015

Pro und Contra: Schulautonomie

Schulautonomie erlaubt es Schulen, in gewissen Bereichen individuell Entscheidungen zu treffen. Zurzeit wird darüber auf politischer Ebene diskutiert, Schulen autonomer arbeiten zu lassen. Die Befürworter_innen sind zahlreich, die Gegner_innen auch. Wir stellen die Frage: Brauchen wir mehr Schulautonomie?

Manfred Jahreis  / pixelio.de Foto: Manfred Jahreis / pixelio.de

Pro

Wenn man über Schulautonomie redet, muss der erste Schritt sein, sich zu überlegen, wem die Maßnahmen helfen sollen. Dabei kann es nur eine Antwort geben: uns Schülerinnen und Schülern.

Schulautonomie bedeutet, dass Schulen selbstständig bestimmte Punkte an der Schule ändern können, ohne den Landesschulrat oder das Bildungsministerium zu fragen, ob das möglich ist. Darunter fällt zum Beispiel „Ethik als Schulversuch“. Schulen müssen beim Landesschulrat ansuchen, ob sie Ethik in der Schule anbieten können oder nicht. Jedes Jahr wieder. Diese Entscheidungen könnten mit mehr Schulautonomie von der Schule eigenständig beschlossen werden.

Das heißt, dass auch die Wege, wie Entscheidungen getroffen werden, an der Schule verändert und Kompetenzen umverteilt werden müssen! Wir als Schüler_innen machen einen Großteil der Schulen aus und somit ist es unser Recht schulpolitische Entscheidungen mitzutreffen. Schulautonomie kann nur mit mehr Schuldemokratie einhergehen. Es muss Schüler_innenvollversammlungen an allen Schulen geben. Dabei haben alle Schüler_innen die Möglichkeit mitzureden und mitzustimmen. Die Ergebnisse dieser Vollversammlungen müssen dann von der Direktion und den Lehre_innen ernst genommen werden.

Das ist allerdings nur eine von wenigen Ideen, wie wir Schülerinnen und Schüler mehr mitbestimmen können. So können auch Klassenräte abgehalten und somit die Mitbestimmung direkt in der Klasse gestärkt werden.

Schulautonomie kann nur dann funktionieren, wenn alle Schülerinnen und Schüler in Entscheidungen miteingebunden werden. Dabei müssen die „Grundvorlagen“ allerdings weiterhin vom Bildungsministerium beschlossen werden, denn nur so kann garantiert werden, dass kein mehrklassiges Schulsystem entsteht.

Der_Die Verfasser_in dieser Meinung möchte anonym bleiben.

Contra

Schulautonomie ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Schulautonomie, in der Mitbestimmungsrechte von Schüler_innen gestärkt werden und auf standortspezifische Eigenschaften eingegangen werden kann, wäre ein notwendiger Schritt hin zu einer modernen Schule.

Im Gegensatz dazu besteht die Gefahr, dass das Bekenntnis der Regierung zu mehr Schulautonomie zwei Verschlechterungen im Bildungssystem nach sich zieht.

1. Schulautonomie als Konfliktvermeidung

Die grundsätzlich unterschiedlichen Positionen der Regierungsparteien führen dazu, dass seit Jahrzehnten überfällige Bildungsreformen nicht umgesetzt werden. Schulautonomie darf jedoch nicht dazu führen, dass Entscheidungen, die eigentlich zentral getroffen werden sollten, in die Kompetenzen der Schulen fallen, nur um unangenehme Konflikte zu vermeiden.

Bestes Beispiel: Politische Bildung. Indem man den Schulen die Entscheidung überlässt, ob sie dieses Fach einführen wollen, spart sich die Regierung die Mühe, eine für alle Schulen bindende Entscheidung zu fällen. Jedoch verdienen alle Schüler_innen die bestmöglichen Voraussetzungen, sich politisch bilden und ein demokratisches Verständnis entwickeln zu können.

2. Der „Wettbewerb“

Von konservativen und neoliberalen Kräften wird seit langem gefordert, man müsse den Wettbewerb unter den Schulen fördern. In ihrem Weltbild arbeiten Unternehmen, als welche die Schulen gesehen werden, nämlich dadurch am Besten. Diesen Wettbewerb könnte man zum Beispiel dadurch herbeiführen, indem Schulen selbst Lehrpersonen einstellen könnten. Doch dies und der Wettbewerb unter den Schulen im Allgemeinen würde nur dazu führen, dass sich die Leistungsunterschiede der einzelnen Standorte rapide verstärken. Das Ziel einer progressiven Bildungspolitik muss aber sein, dass jede_r Schüler_in unabhängig vom eigenen Wohnort oder dem sozialen Background die bestmögliche Bildung genießt. Und wer glaubt, dass gute Pädagogik nur durch Wettbewerb gewährleistet werden kann, der_die macht keine soziale Bildungspolitik.

Max Schwarzenbacher