14. September 2015
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Frauen und Männer sind anders krank

Gendermedizin als dringende Notwendigkeit im medizinischen Alltag

Wenn wir krank werden, wollen wir die beste medizinische Behandlung. Oft versagt die Medizin jedoch an geschlechtsspezifischen Unterschieden.

Frauen und Männer haben unterschiedliche körperliche Voraussetzungen, wie zum Beispiel das Genmaterial, werden in der Medizin jedoch gleich behandelt. Um diese Tatsache auszugleichen wurde seit den 1990er Jahren die Fachrichtung der Gendermedizin entwickelt, um durch eine geschlechterspezifische Sichtweise die optimale Behandlung für Frauen und Männer zu gewährleisten.

Männliche und weibliche Symptome

Wie in vielen Bereichen der Gesellschaft gibt es auch in der Medizin Krankheiten, die als typisch männlich oder typisch weiblich angesehen werden. Das bekannteste Beispiel dazu: der Herzinfarkt. Männer verspüren meist einen stechenden Schmerz in der Brust, während sich das Herzleiden bei Patientinnen öfter in Form von Übelkeit und Atembeschwerden zeigt. Problematisch sei aber laut dem Deutschen Ärztinnenbund nicht der Umstand alleine, sondern das fehlende Bewusstsein, denn geschlechterspezifische Medizin sei kein Bestandteil der Ausbildung von Ärzt_innen. Meist wird in den Lehrbüchern nur das männliche Krankheitsbild dargestellt, da erst seit den 1980er Jahren Medikamente verpflichtend auch an Frauen und älteren Menschen getestet werden müssen. Infolgedessen missdeuten viele Mediziner_innen die Symptome bei Frauen.

Unterschiedliches Verhalten im Krankheitsfall

Frauen sind statistisch gesehen gesünder als Männer, und haben eine höhere Lebenserwartung. Trotzdem zeigen Studien, dass jeder vierte Mann, aber nur jede siebte Frau behauptet, er oder sie sei kerngesund. Weiters können Patientinnen ihre Beschwerden und Schmerzen zwar besser beschreiben als Patienten, werden aber weniger ernst genommen. Die Leiterin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin an der Universität Charité Berlin sieht die Ursache dafür an der allgemeinen gesellschaftlichen Annahme, Frauen würden sich mehr beklagen als Männer und würden gerne dramatisieren. So entstünden erhebliche Probleme in der medizinischen Versorgungskette bei Frauen.

Auch wenn sich seit den 80er Jahren im Bereich der geschlechterdifferenzierten Medizin viel weiterentwickelt hat, und es an der MedUni in Innsbruck seit 2014 und in Wien seit 2010 einen Lehrstuhl für Gendermedizin gibt, bleibt noch vieles zu erforschen.

Die Aufgabe der Medizin sollte es sein, für alle erkrankten Menschen die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten, doch dies ist nur durch eine getrennte Betrachtung von Patienten und Patientinnen möglich.

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